Alexej Nawalny: Verhaftung und Tod im Straflager
Nach mehreren Jahren in Haft starb Alexej Nawalny im Februar 2024. Sein plötzlicher Tod warf international grosse Fragen auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Nawalny wurde mehrmals wegen Demonstrationen und angeblicher Veruntreuung verurteilt.
- Ab Februar 2021 sass der Kremlkritiker im Straflager fest.
- Im Februar 2024 verstarb Nawalny überraschend nach einem Zusammenbruch.
- Der Tod des Putin-Gegners sorgte international für grosse Diskussionen.
2014 wurden Alexej Nawalny und sein Bruder Oleg wegen angeblichen Betrugs des Unternehmens Yves Rocher verurteilt. Oleg Nawalny wanderte für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis, Alexej Nawalnys Strafe wurde auf Bewährung ausgesetzt.
Folter und Gewalt im Arbeitslager
Im Januar 2021 kam Alexej Nawalny für 30 Tage in Untersuchungshaft, weil er gegen seine Bewährungsauflagen verstossen hatte. Einen Monat später entwickelte sich seine Bewährungsstrafe zu einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe im Arbeitslager.
Ab Februar 2021 erduldete der inhaftierte Kremlkritiker unzumutbare Haftbedingungen. So hätten ihn die Wachleute beispielsweise zu Schlafentzug gezwungen.
Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zunehmend und um seine Forderung nach einem Arzt zu unterstreichen, trat er in einen Hungerstreik. Im April musste er schliesslich in ein Krankenhaus eingeliefert werden.
Kurz darauf kam er wieder ins Arbeitslager und ging danach – umgeben von verurteilen Mördern – zwangsmässig seiner Arbeit nach. Neben den stundenlangen Näharbeiten musste er zudem jeden Sonntag 10 Stunden lang unter einem Porträt von Wladimir Putin verweilen.
Wegen Verstössen gegen die Lagerordnung wurde Nawalny des Öfteren in einen kleinen Bunker in Isolationshaft gesperrt.
Alexej Nawalny verstirbt in Haft mit 47 Jahren
Am 16. Februar 2024 starb der Putin-Gegner im Alter von 47 Jahren.
Der körperlich geschwächte Nawalny war nach russischen Behördenangaben bei einem Hofgang im Straflager bei eisigen Temperaturen zusammengebrochen. Wiederbelebungsversuche waren nach Angaben des Strafvollzugs erfolglos.
Menschenrechtler warfen dem russischen Machtapparat Mord vor. Auch die Mitarbeiter des prominenten Anti-Korruptionskämpfers gingen davon aus, dass Nawalny gezielt getötet wurde. Der Tod des 47-Jährigen löste weltweit grosse Bestürzung aus.
Staaten fordern internationale Untersuchung zu Nawalnys Tod
Zu den Umständen von Nawalnys Tod gab es mehrere Widersprüchlichkeiten und andere Auffälligkeiten. Auf eine unabhängige Untersuchung der Leiche im Ausland verzichteten Nawalnys Angehörige jedoch.
Im März 2024 forderten 43 Staaten, darunter solche der EU, vor dem UN-Menschenrechtsrat eine unabhängige internationale Untersuchung zum Tod Nawalnys.
Nawalnys Beerdigung fand am 1. März 2024 in Moskau unter strenger Polizeibeobachtung statt. Es nahmen unter anderem der deutsche Botschafter in Russland, Alexander Graf Lambsdorff, und US-Botschafterin Lynne Tracy teil.
Auf dem Trauerzug wurden Parolen wie «Nein zum Krieg!» und «Putin ist ein Mörder» laut. Dabei kam es zu mehr als hundert Festnahmen in zahlreichen Städten.