Angehörige des Angeklagten in Halle schweigen vor Gericht
Der angeklagte Rechtsterrorist in Halle (Saale) betont, dass seine Familie nichts von seinem Vorhaben wusste. Die Angehörigen schweigen vor Gericht.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Familie des angeklagten Rechtsterroristen in Halle will sich nicht äussern.
- Der Angeklagte betonte wiederholend, dass seine Familie nichts mit dem Fall zu tun hat.
- Stephan Balliet werden 13 Straftaten vorgeworfen – darunter Mord und versuchter Mord.
Im Prozess um den rechtsterroristischen Anschlag wollen sich die Eltern und die Halbschwester des Angeklagten nicht äussern. Die drei erklärten zu Beginn des vierten Prozesstages am Mittwoch in Magdeburg, von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch zu machen.
Der Vater nickte seinem Sohn kurz zu, die Halbschwester wich den Blicken des Angeklagten aus.
Ein Anwalt der Nebenklage versuchte, die Halbschwester davon zu überzeugen, auszusagen. Die Richterin unterband das. Im Anschluss sollte der Ex-Freund der Schwester sowie ehemalige Mitschüler und Lehrer des Angeklagten vernommen werden.
Halle (Saale): 13 Straftaten – darunter Mord
Der 28-jährige Stephan Balliet hatte zu Prozessbeginn vergangene Woche folgendes eingeräumt: Am 9. Oktober 2019 habe er versuchte schwer bewaffnet, in die Synagoge von Halle (Saale) einzudringen. Dort wollte er möglichst viele Juden ermorden. In dem Gotteshaus feierten zu dem Zeitpunkt 52 Gläubige den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur.
Der Angeklagte scheiterte an der Tür der Synagoge und erschoss daraufhin eine 40-jährige Passantin. Später erschoss er in einem Dönerimbiss in Halle (Saale) einen 20-Jährigen. Die Bundesanwaltschaft, Deutschlands oberste Anklagebehörde, wirft Balliet 13 Straftaten vor, darunter Mord und versuchten Mord.
Vertreter bezweifeln das Unwissen
Der Angeklagte hatte an den ersten drei Prozesstagen immer wieder betont, seine Familie habe nichts mit dem Anschlag zu tun. Sie habe von seiner Radikalisierung und seiner Bewaffnung nichts gewusst. Die Nebenklage bezweifelt, dass Verwandte und Bekannte nichts von dessen rechtsextremem Weltbild gewusst haben.
Auch dass die Eltern nicht bemerkt haben, dass der Mann seit Jahren Waffen in seinem Kinderzimmer lagerte, bezweifeln die Vertreter. Zudem sollten am Mittwoch noch frühere Mitschüler und Lehrer des Angeklagten gehört werden.
Der Prozess läuft seit Dienstag vergangener Woche vor dem Oberlandesgericht Naumburg. Das Gericht wich für die Verhandlung in die Räume des Landgerichts Magdeburg aus. Dort steht ein grösserer Verhandlungssaal zur Verfügung.