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Anschlag in Magdeburg: Rassistische Übergriffe nach Amokfahrt

Samantha Reimer
Samantha Reimer

Deutschland,

Nach dem Anschlag in Magdeburg berichten Betroffene von rassistischen Übergriffen. Die Stimmung in der Stadt ist angespannt.

anschlag Magdeburg
Magdeburg nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt. (Symbolbild) - EPA/FILIP SINGER

Am 20. Dezember raste ein 50-jähriger Mann aus Saudi-Arabien mit einem Mietwagen über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Er tötete fünf Menschen, darunter ein Kind, und verletzte Hunderte teils schwer.

Doch obwohl der Täter offenbar AfD-Sympathisant war und den Islam verabscheute, kam es zu rassistischen Übergriffen. Die «taz» berichtet von mehreren Vorfällen unmittelbar nach der Tat.

Magdeburg Anschlag Gedenken Zettel
Der Anschlag in Magdeburg (D) ruft weiterhin viel Betroffenheit hervor. (Archivbild) - Keystone

Der 18-jährige Abdalla al-H. wurde zudem laut eigener Aussage von sechs Männern angepöbelt und geschlagen. Die herbeigerufenen Polizisten hätten ihn durchsucht, statt sich um die Angreifer zu kümmern.

Nach Anschlag: Bedrohliche Stimmung für Migranten

Tawfeek al-Sheikh, ein 28-jähriger Syrer, erlebte ebenfalls Anfeindungen.

«Die Menschen haben einfach angefangen, mich so richtig komisch anzustarren die ganze Zeit», zitiert ihn die «taz».

Der 25-jährige Mohammad Majde Abdullmouti berichtet von ähnlichen Erfahrungen: «Auf dem Weg, immer wenn ich Pizza liefere, gucken mich die Leute an, als ob ich der Täter sei».

Die Reaktionen darauf

Friedrich Kramer, Landesbischof der evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, kritisiert die politische Instrumentalisierung: So wäre es «einfach nicht anständig» die Tat einen Tag nach dem Anschlag für politische Zwecke zu missbrauchen.

Magdeburg Anschlag Weihnachtsmarkt
Hätte der Anschlag von Magdeburg verhindert werden können? - keystone

Der Bundesopferbeauftragte Pascal Kober warnt vor vorschnellen Schlussfolgerungen.

«Ich glaube, es zeigt keine Souveränität, wenn man sich zu früh positioniert», so Kober gegenüber der «taz».

Rechtsextreme Mobilisierung

Die AfD eröffnete am Montagabend ihren Bundestagswahlkampf in Magdeburg. Laut «taz» skandierten viele der rund 3500 Teilnehmer «Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen» oder «abschieben».

Parallel zur Kundgebung verübten Neonazis einen Brandanschlag auf den linken Magdeburger Szenetreff Libertäres Zentrum.

Magdeburg Anschlag Weihnachtsmarkt
Nach dem Anschlag von Magdeburg wurde nun Anzeige gegen die Polizei und die Stadtverwaltung erstattet. - dpa

Die militante Neonaziszene instrumentalisierte den Anschlag schnell für ihre Zwecke.

Anhaltende Bedrohungslage

Auch Tage nach dem Anschlag berichten Betroffene von rassistischen Übergriffen. Die Intensivkrankenpflegerin Fatima B. schildert etwa der «taz» einen Vorfall am Hasselbachplatz.

Ein Betrunkener habe sie und ihren Mann beleidigt und angegriffen. «Ich fühle mich einfach nicht mehr sicher (...)», wird Fatima B. zitiert.

Das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt hat deswegen eine Hotline eingerichtet, um Betroffene zu unterstützen und Vorfälle zu dokumentieren.

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