Anschlag in Magdeburg: Anzeige gegen Polizei und Stadtverwaltung
Nach dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt im deutschen Magdeburg wurde gegen die Polizei und die Stadtverwaltung Anzeige erstattet. Die Ermittlungen laufen.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Freitag raste ein Mann mit einem Auto in den Magdeburger Weihnachtsmarkt.
- Fünf Menschen, darunter ein Neunjähriger, verloren dabei ihr Leben.
- Nun wurde Anzeige gegen die Polizei und die Stadtverwaltung erstattet.
Am Freitagabend raste im deutschen Magdeburg ein Mann mit einem BMW in den Weihnachtsmarkt. Fünf Menschen – darunter ein Kind – verloren ihr Leben, mindestens 200 Personen wurden verletzt.
Offenbar hatte der Täter eine Lücke im Sicherheitskonzept ausgenutzt.
Diese Lücke – die man nach offiziellen Angaben für die Rettungsdienste offen hielt – könnte den Behörden zum Verhängnis werden.
Denn: Der Verein «Kriminalistisches Institut Jena» hat eine Anzeige gegen die Polizei und die Stadtverwaltung von Magdeburg erstattet.
Ihnen wird Beihilfe zum Mord in fünf Fällen und Beihilfe zur Körperverletzung in mindestens 200 Fällen vorgeworfen. Eingegangen sind die Anzeigen bei der Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg.
«Beihilfe zu einer Straftat durch Unterlassung»
Gegenüber der «Bild Zeitung» bestätigt Dieter Siegel, Vorstand des «Kriminalistischen Instituts Jena», dass sein Verein Anzeige erstattet habe.
Siegel meint dazu, dass Absperrungen oder bewegliche Zäune die Amok-Fahrt verhindert hätten. Auch abgestellte Fahrzeuge oder Schranken hätten geholfen.
«Dieses Nichtstun erfüllt die Beihilfe zu einer Straftat durch Unterlassung», erklärt Siegel gegenüber der «Volksstimme».
Weitere Anzeige gegen Stadtverwaltung und Polizei Magdeburg möglich
Nebst der vorliegenden Anzeige könnte den Verantwortlichen auch noch eine weitere Anzeige durch einen renommierten Strafverteidiger drohen, berichtet die «Bild».
Der Anwalt Adam Ahmed sagt gegenüber der Zeitung: «Wenn es stimmt, dass die Zufahrt durch ein Polizeifahrzeug geschützt werden sollte, ist das ein massives Versäumnis.»
Denn es zeige, dass die Polizei die Notwendigkeit einer Schutzmassnahme gesehen habe, diese aber nicht umgesetzt habe.
Warum ein Polizeifahrzeug an dieser Stelle am Tatabend fehlte oder an anderer Stelle parkierte, ist unklar.
Ermittlungen gegen die Verantwortlichen werden gefordert
Darum müsse man unbedingt zusätzliche Ermittlungen einleiten, fordert Anwalt Ahmed. Dies wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung.
«Die Verantwortlichen bei der Polizei werden die strafrechtliche Verantwortung zu übernehmen haben. Vor allem aber hinsichtlich der Lücke im Sicherheitssystem bei der Absperrung. Hauptverantwortlicher dürfte der Einsatzleiter sein», so Ahmed gegenüber der Zeitung.
Dem widerspricht der Beigeordnete für Ordnung bei der Stadt Magdeburg, Ronni Krug, an einer Pressekonferenz. Das Sicherheitskonzept sei gut gewesen. Rettungs- und Fluchtwege hätten frei bleiben müssen.
Das lässt Adam Ahmed nicht gelten, wirft den Behörden und der Justiz Versagen vor. Man habe sowohl den Attentäter als auch die Situation vollkommen falsch eingeschätzt.