Antisemitismus? Labour-Partei schliesst Ex-Chef Jeremy Corbyn aus
Der frühere britische Labour-Chef Jeremy Corbyn ist am Donnerstag im Streit um antisemitische Tendenzen von seiner Partei suspendiert worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Der ehemalige Chef Jeremy Corbyn der britischen Labour-Partei wurde suspendiert.
- Grund dafür sind antisemitische Tendenzen.
- Der Alt-Linke zeigt sich trotz der schweren Vorwurfe wenig einsichtig.
In Grossbritannien gilt Jeremy Corbyn als Alt-Linker und ausgeprägter Sturkopf. Schon oft wurden dem Ex-Labour-Chef antisemitische Tendenzen nachgesagt. Nun ist der Streit um ihn eskaliert.
Zuvor hatte ein unabhängiger Untersuchungsbericht festgestellt, dass die Partei und ihr Ex-Chef Diskriminierung und Schikanen gegen Juden zugelassen hätten. Der 71-jährige Corbyn, als Sturkopf bekannt, wies die Vorwürfe aber umgehend weitestgehend zurück: «Ich bin nicht Teil des Problems.»
Die Entscheidung sei aufgrund von Corbyns Reaktion getroffen worden, begründete die Partei ihr Vorgehen. Man müsse nun prüfen, ob die Massnahme dauerhaft gelte, sagte eine Parteisprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Im Parlament dürfe er nun nicht mehr Labour vertreten, sondern sei ein unabhängiger Abgeordneter.
Die Suspendierung bedeutet, dass er mindestens so lange aus der Partei ausgeschlossen ist, bis die Untersuchungen beendet sind. Dies berichtet die Nachrichtenagentur PA.
Antisemitismus in der Labour-Partei
Es habe Schikanen und Diskriminierungen gegeben, hatte zuvor die britische Kommission für Gleichheit und Menschenrechte (EHRC) in ihrem Bericht mitgeteilt. Es habe «unentschuldbare Fehler» gegeben, so die Vorsitzende der unabhängigen Kommission, Caroline Waters. Diese seien auf einen Mangel an Bereitschaft zur Bekämpfung der Feindlichkeit gegenüber dem Judentum zurückzuführen.
Seit Jahren werfen Kritiker den britischen Sozialdemokraten antisemitische Tendenzen – etwa in Beiträgen in sozialen Medien – vor. Mehrere Abgeordnete verliessen aus Protest die Partei. 2018 räumte Corbyn ein, dass Disziplinarverfahren gegen antisemitische Parteimitglieder zu langsam und zaghaft betrieben worden seien.
Er sei «immer entschlossen gewesen, alle Formen des Rassismus zu beseitigen», reagierte Corbyn auf den Untersuchungsbericht. Er bedauere aber, dass der Wandel so lange gedauert habe. Sein Nachfolger Keir Starmer sprach von einem «Tag der Schande» für Labour. Die Partei muss nun binnen sechs Wochen einen Aktionsplan vorlegen.