Arbeitslosigkeit steigt im August leicht an
Die schwächelnde Konjunktur wirkt sich weiterhin auf den deutschen Arbeitsmarkt aus.

Das Wichtigste in Kürze
- Konjunkturelle Schwächephase hinterlässt am Arbeitsmarkt Spuren.
Im August waren 44.000 mehr Menschen arbeitslos gemeldet als im Monat zuvor, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenzahl stieg damit auf 2,319 Millionen, die Arbeitslosenquote legte leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 5,1 Prozent zu. Auch die Zahl der Unterbeschäftigten nahm leicht zu.
«Die konjunkturelle Schwächephase hinterlässt auch am Arbeitsmarkt leichte Spuren», erklärte BA-Chef Detlef Scheele. «Alles in allem zeigt er sich aber robust.» Ähnliche Einschätzungen gab er auch in vorigen Monaten dieses Jahres ab. Anfang Juli erklärte Scheele, die Entwicklung könne noch etwa neun bis zwölf Monate anhalten, bevor wieder mit mehr Dynamik am deutschen Arbeitsmarkt zu rechnen sei.
Bereinigt um die saisonalen Einflüsse im Zuge der Sommerpause stieg die Zahl der Arbeitslosen im August um 4000 im Vergleich zum Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr waren 31.000 weniger Menschen arbeitslos gemeldet. «Der längste Aufschwung am deutschen Arbeitsmarkt seit 50 Jahren geht offenbar zu Ende», bilanzierte das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). Die Arbeitslosigkeit sei «den vierten Monat in Folge nicht mehr gesunken, das gab es zuletzt im Jahr 2013».
Die schwächer werdenden Konjunktur machte sich auch bei der sogenannten Unterbeschäftigung bemerkbar. Unterbeschäftigt sind Menschen, die zwar nicht als arbeitslos gelten, aber nur etwa durch eine Arbeitsmarktmassnahme Beschäftigung haben. Ihre Zahl ist den Angaben zufolge saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat «ebenfalls leicht um 3000 gestiegen». Insgesamt waren demnach im August 3,203 Millionen Menschen unterbeschäftigt, 29.000 weniger als vor einem Jahr.
«Noch immer arbeitet rund jeder fünfte Beschäftigte zu einem Niedriglohn», erklärte die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann, und sprach sich für «einen grundlegenden Kurswechsel in der Arbeitsmarktpolitik» aus. Der Grünen-Politiker Wolfgang Strengmann-Kuhn forderte eine Arbeitsversicherung, «die sich nicht nur um Arbeitslose, sondern um alle Erwerbstätigen kümmert».
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte, Deutschland sei auf «den klar absehbaren langfristigen Strukturwandel» ebenso vorbereitet wie auf «die schwer einzuschätzenden, kurzfristigen weltwirtschaftlichen Risiken», die der drohende Brexit und der Handelsstreit zwischen China und den USA brächten. Es gebe genügend Instrumente und Rücklagen wie das Kurzarbeitergeld oder Weiterbildungsmöglichkeiten für Beschäftigte. Im Herbst will Heil ein «Arbeit-von-morgen-Gesetz» vorlegen, das Arbeitnehmer in einer Konjunkturkrise vor dem Jobverlust schützen soll.
Mit diesem Gesetz «liegen Vorschläge auf dem Tisch, auf die sich aufbauen lässt», erklärte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). «Aber auch die Qualität der Beschäftigung muss stärker in den Fokus rücken.» So müsse beispielsweise die sachgrundlose Befristung von Arbeitsverhältnissen abgeschafft werden.