Arbeitsvolumen in Deutschland sinkt erstmals seit Corona-Krise
Das Arbeitsvolumen in Deutschland ist 2024 erstmals seit der Corona-Pandemie zurückgegangen. Experten sehen verschiedene Gründe für diesen Trend.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) meldet einen Rückgang des Arbeitsvolumens in Deutschland für das Jahr 2024.
«Stern» berichtet, dass die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden um 0,1 Prozent auf rund 61,4 Milliarden Stunden gesunken ist. Dies markiert den ersten Rückgang seit dem Corona-Jahr 2020.
Trotz eines leichten Anstiegs der Beschäftigtenzahl um 71'000 Menschen sank die durchschnittliche Arbeitszeit pro Erwerbstätigen.
3,5 Stunden weniger
Im Schnitt arbeiteten Erwerbstätige 2024 rund 1332 Stunden, was 3,5 Stunden oder 0,3 Prozent weniger als im Vorjahr entspricht. Laut «Stern» erklärt IAB-Forschungsbereichsleiter Enzo Weber die Situation wie folgt:
«Verluste bei Vollzeitjobs, weniger Überstunden, mehr Kurzarbeit, immer weniger Selbstständige – erstmals seit Corona ist das Arbeitsvolumen der Erwerbstätigen gesunken.»
Teilzeitquote steigt auf 39,5 Prozent
Die Teilzeitquote liegt bei 39,5 Prozent und damit um 0,3 Prozentpunkte höher als 2023. Besonders stark war der Rückgang bei Selbstständigen – hier wurde ein Rückgang um 1,9 Prozent auf 3,77 Millionen Personen verzeichnet.
Im Schnitt arbeitete jeder Erwerbstätige im vergangenen Jahr 1332 Stunden – 3,5 Stunden weniger als ein Jahr zuvor. Auch die Zahl der Überstunden ging zurück. Im Durchschnitt leistete jeder Beschäftigte 13,1 bezahlte und 15,1 unbezahlte Überstunden. Das sind 2,2 unbezahlte und 0,1 bezahlte Überstunden weniger als 2023.
Gründe für den ersten Rückgang seit Corona
Der Rückgang betrifft verschiedene Bereiche des Arbeitsmarktes. Laut «Handelsblatt» war der Rückgang bei Selbstständigen besonders stark ausgeprägt.
Ihre Zahl sank um 1,9 Prozent auf 3,77 Millionen Personen. Gleichzeitig verzeichneten Arbeitnehmer weniger Überstunden als im Vorjahr.

«Stern» berichtet von durchschnittlich 13,1 bezahlten (Vorjahr 13,2) und 15,1 unbezahlten Überstunden (Vorjahr 17,3) pro Arbeitnehmer.
Entwicklung in verschiedenen Sektoren
Die Entwicklung verlief in den verschiedenen Wirtschaftssektoren unterschiedlich. Laut dem Statistischen Bundesamt, wie «Destatis» mitteilt, gab es im Dienstleistungssektor einen Zuwachs von 173'000 Personen (+0,5%) gegenüber dem Vorjahresquartal.
Besonders stark war der Anstieg im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit mit 202'000 Personen (+1,7%). Im Gegensatz dazu verzeichnete das Produzierende Gewerbe einen Rückgang von 73'000 Personen (-0,9%).
Auswirkungen auf die Wirtschaft
Der Rückgang des Arbeitsvolumens fällt in eine Zeit wirtschaftlicher Herausforderungen. «Tagesschau» berichtet, dass die deutsche Wirtschaft 2024 das zweite Jahr in Folge geschrumpft ist.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank um 0,2 Prozent. Behördenchefin Ruth Brand erklärt laut «Tagesschau»: «Konjunkturelle und strukturelle Belastungen standen im Jahr 2024 einer besseren wirtschaftlichen Entwicklung im Wege.»
Zu den Belastungen zählen zunehmende Konkurrenz für die deutsche Exportwirtschaft, hohe Energiekosten und ein erhöhtes Zinsniveau.
Ausblick für die Zukunft
Die wirtschaftlichen Aussichten bleiben laut Experten gedämpft. Die Bundesbank rechnet für 2025 nur mit einem Mini-Wachstum von 0,2 Prozent, der Sachverständigenrat erwartet ein Plus von 0,4 Prozent.
Laut «Tagesschau» äussert Robin Winkler, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Bedenken: «Was uns allerdings überrascht und Sorge bereitet, ist, dass die Wirtschaftsleistung laut Statistischem Bundesamt im vierten Quartal wahrscheinlich rückläufig war.»