ARD-Reporter Gerd Ruge ist im Alter von 93 Jahren gestorben
Der deutsche Journalist und Auslandsreporter Gerd Ruge ist im Alter von 93 Jahren verstorben.
Das Wichtigste in Kürze
- Der ehemalige ARD-Auslandsreporter Gerd Ruge ist gestorben.
- Er wurde 93 Jahre alt.
Er hat den Blick der ARD-Zuschauer auf Russland, China und die USA geprägt. Mehr als 60 Jahre lang war Gerd Ruge unterwegs, um die Welt zu erklären. Der ARD-Reporter arbeitete unter Bedingungen, die heute kaum mehr vorstellbar sind. Er ist am Freitagabend im Alter von 93 Jahren in München gestorben.
Jahrzehntelang hat er den Fernsehzuschauern Einblicke in fremde Länder gegeben. Das, als viele Länder noch wirklich fremd waren, weil es dort noch keinen Massentourismus und kein Internet gab.
Dazu reiste er unermüdlich. «Gerd Ruge unterwegs» - so hiess die ARD-Serie, für die er nach seiner Pensionierung Auslandsreportagen lieferte. Dieser Titel beschreibt auch sein Leben.
Dabei war Gerd Ruge kein rasender Reporter, sondern ein ruhiger. Dass er nicht lange am selben Platz verharrte, lag an den interessanten Themen, die ihn lockten. «Ich glaube nicht, dass das Rastlosigkeit war. Es ist Neugier, das Interesse, zu sehen, was in einem Land passiert.»
Gerd Ruge hatte eine ruhige Herangehensweise
Auch seine Filme rasen nicht. «Einen echten Ruge erkennt man an der ruhigen und gelassenen Betrachtungsweise». Das sagte der frühere ZDF-Korrespondent Dirk Sager, der Gerd Ruge aus Moskau kannte. «Man muss die Bilder so lange stehen lassen, dass der Zuschauer ein Gefühl bekommt für das, was er sieht.»
In Zeiten von Twitter & Co. sei es heute schwieriger geworden für Korrespondenten, «Inhalte erst einmal klar abzugleichen mit der Wirklichkeit». Denn: «Gerüchte kochen heute viel schneller hoch.»
Schlechte Telefonverbindungen
Wenn es 1955 schon Twitter gegeben hätte, wäre der Besuch von Bundeskanzler Konrad Adenauer in Moskau anders verlaufen. Denn der damalige Aussenminister Heinrich von Brentano kam aus dem Verhandlungssaal geschossen und rief den Korrespondenten zu: «Unverschämtheit, unerträglich, die Verhandlungen sind zu Ende. Wir reisen ab!» Einer der Journalisten war Gerd Ruge.
Zu Ruges 85. Geburtstag erschienen seine «Politischen Erinnerungen». «Nur die schlechten Telefonverbindungen bewahrten mich davor, eine Falschmeldung in die Welt zu setzen. Heute würden sie innerhalb von Minuten, von Sekunden, über Rundfunk, Fernsehsender und durch das Internet kursieren.»
Denn die Verhandlungen waren nicht zu Ende. Moskau gab schliesslich sein Ehrenwort für die Rückkehr Tausender Kriegsgefangener nach Deutschland, sobald die diplomatischen Beziehungen aufgenommen seien.
Er moderierte «Monitor»
Als persönlichen Höhepunkt seines Berufslebens nannte er aber nicht diese Weltereignisse. «Sondern dass ich ganz früh in Moskau, nämlich 1956, die Chance hatte, den Schriftsteller Boris Pasternak kennenzulernen. Durch ihn konnte ich an ein Russland heranzukommen, das völlig anders war als das der Zeitungen und der Hochglanzbroschüren.»
Gerd Ruge wurde 1928 in Hamburg geboren. Als 16 Jahre alter Soldat überlebte er mit Glück die Endphase des Zweiten Weltkriegs. Mit 20 war er Redakteur beim Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR). 1950 berichtete er über Jugoslawien, danach aus Korea und Indochina.
1956 ging er als ARD-Korrespondent nach Moskau, 1964 in die USA. 1970 übernahm er die Leitung des WDR-Studios in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn. 1972 ging er für «Die Welt» nach China, 1977 wieder für die ARD nach Moskau.
Von 1981 an moderierte er das Polit-Magazin «Monitor», 1984/85 war er WDR-Fernsehchef. «Das musste gemacht werden, am glücklichsten war ich aber immer als Auslandskorrespondent.» Weshalb es ihn 1987 noch einmal in die Sowjetunion zog. Seinen Ruhestand verbrachte Ruge, der dreimal verheiratet war, in seiner Wahlheimat München.