Ärzte ohne Grenzen kämpfen gegen Patent auf Hepatitis-C-Wirkstoff
Die Organisationen «Ärzte ohne Grenzen» und «Ärzte der Welt» wollen die Monopolstellung des Pharma-Unternehmens Gilead verhindern.
Das Wichtigste in Kürze
- Ärzte ohne Grenze legen Einspruch gegen das Patent des Pharma-Unternehmens Gilead ein.
- Durch das Monopol des US-Unternehmens kosten Hepatitisbehandlungen bis zu 49'000 CHF.
Die Organisationen «Ärzte ohne Grenzen» und «Ärzte der Welt» kämpfen gegen ein Patent auf ein wirksames und teures Medikament gegen Hepatitis C. Vor dem Europäischen Patentamt in München haben sie Einspruch gegen ein Patent auf den Wirkstoff Sofosbuvir des US-amerikanischen Pharma-Unternehmens Gilead eingelegt. An diesem Donnerstag und Freitag soll in München verhandelt werden, für Donnerstag sind ausserdem Proteste mit weiteren Organisationen vor dem Patentamt geplant.
Nach Angaben von «Ärzte ohne Grenzen» könnten 90 Prozent der Hepatitis-C-Patienten, die mit Sofosbuvir behandelt werden, in zwölf Wochen geheilt werden. Durch das europäische Patent hat Gilead aber eine Monopolstellung und kann hohe Preise für den Wirkstoff bestimmen.
Preisspanne von 59 bis 49'000 Franken
In Europa verlangt Gilead nach Angaben von «Ärzte ohne Grenzen» für eine zwölfwöchige Therapie bis zu 49'000 Franken. In Ländern, in denen Sofosbuvir nicht von Patenten geschützt ist, koste die Behandlung dagegen dank des Wettbewerbs nur rund 59 Franken.
Ein Sprecher des Europäischen Patentamtes betonte, dass es in der Verhandlung nicht um eine politische Dimension der Debatte gehe, sondern nur darum, ob das Patent aus rein technischer Sicht zu Recht vergeben wurde.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit rund 71 Millionen Menschen mit Hepatitis C infiziert, 399 000 sterben jedes Jahr daran. Im europäischen Raum sind demnach 15 Millionen Menschen chronisch mit Hepatitis C infiziert; 112 500 pro Jahr sterben in der Folge an Leberkrebs oder Leberzirrhose.