Aufsicht bestätigt im Wirecard-Prozess Manipulations-Verdacht

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Deutschland,

Bafin-Mitarbeiter bezeugt im Wirecard-Prozess die Auswirkungen der falschen Geschäftszahlen auf den Aktienkurs.

Wirecard
Der Wirecard-Prozess gegen den früheren Wirecard-Vorstandschef und seine zwei Mitangeklagten geht 2025 ins dritte Jahr. - dpa

Im Wirecard-Skandal hat die deutsche Finanzaufsicht Bafin das Offensichtliche festgestellt: Die mutmasslich jahrelang falschen Geschäftszahlen des 2020 kollabierten Dax-Konzerns trieben die Börsenkurse in die Höhe.

Das sagte ein als Gutachter und Zeuge geladener Mitarbeiter der Behörde im Münchner Strafprozess um den grössten Fall von Wirtschaftsbetrug in Deutschland nach 1945. «Wir hätten einen sehr starken Kursrückgang gesehen, wenn das so bekannt gewesen wäre», sagte der 44 Jahre alte Beamte.

Die Bafin war im Zuge des Skandals in die Kritik geraten, weil die Aufsicht von Bilanzmanipulationen bei Wirecard lange nichts bemerkte. Stattdessen hatte die Behörde Anzeige gegen den britischen Journalisten Dan McCrum erstattet, der mit jahrelangen Recherchen den Skandal aufdeckte. Im Januar 2021 räumte der damalige Bafin-Chef Felix Hufeld nach monatelangen Vorwürfen gegen die Behörde schliesslich seinen Stuhl.

Nach Insolvenz: Gutachten offenbart Einfluss gefälschter Bilanzen

Nach der Insolvenz gab die Münchner Staatsanwaltschaft bei der Bafin das Gutachten in Auftrag, über das der 44-Jährige nun vor Gericht berichtete. Der Auftrag: Die Behörde sollte beurteilen, ob die nach Einschätzung der Ermittler seit 2015 falschen Bilanzen des Zahlungsdienstleisters Einfluss auf den Kurs der Wirecard-Aktie hatten.

Grundlage waren Berechnungen, bei denen der mutmasslich erfundene Teil der Wirecard-Umsätze und Gewinne von den mutmasslich ehrlichen Geschäften abgezogen wurde.

Ohne die angenommenen Scheingeschäfte hätte Wirecard demnach schon 2017 fast 100 Millionen Euro Verlust vor Steuern geschrieben, 2018 dann ein mehr als doppelt so hohes Minus von 190 Millionen Euro verbucht.

Aktie gibt es noch

«Wäre das so bekannt geworden, wäre das ein grosser Anreiz gewesen, Wirecard-Aktien zu verkaufen oder erst gar nicht zu erwerben», sagte der Beamte. «Das überrascht jetzt nicht, wenn man die Zahlen zugrunde legt», kommentierte der Vorsitzende Richter Markus Födisch.

Die Wirecard-Aktie wurde Anfang 2017 an der Frankfurter Börse für knapp 50 Euro gehandelt und schoss bis zur Aufnahme in den Leitindex Dax im September 2018 auf knapp 200 Euro in die Höhe. Der Insolvenz im Juni folgte Crash.

Heute macht vom Insolvenzverwalter weitgehend abgewickelten Konzern zwar keine Geschäfte mehr, doch Aktie gibt es noch. Aktuelle Kurs liegt bei unter zwei Cent.

Kommentare

User #1129 (nicht angemeldet)

Und was sagt Olaf Scholz dazu? Wieder einmal nichts.

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