Terror

Augenzeugin: «Sie schossen aus nächster Nähe, egal auf wen»

Bei einem Terrorakt in einer Moskauer Konzerthalle sterben über 100 Menschen. Augenzeugen schildern die Minuten des Anschlags und das Vorgehen der Täter.

Moskau Konzerthalle Terroranschlag
Die Angreifer drangen in einen Konzertsaal ein und eröffneten auch dort das Feuer. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Angreifer töten bei einem Terroranschlag in Moskau mindestens 115 Personen.
  • Augenzeugen zufolge schossen sie wahllos auf Leute.
  • Einige Besuchende seien auf der Flucht gefallen und betrampelt worden.

In der Moskauer Konzerthalle Crocus City Hall schiessen Bewaffnete am Freitagabend auf zahlreiche Menschen. Mindestens 115 sterben, darunter sind mindestens drei Kinder. Mehr als 100 weitere Personen werden verletzt. Der IS reklamiert die Tat in Krasnogorsk für sich.

«Es gab einen Kugelhagel», sagt ein Zeuge gegenüber der Nachrichtenagentur AP. «Wir sind alle aufgestanden und haben versucht, uns in Richtung der Gänge zu bewegen. Die Leute gerieten in Panik, begannen zu rennen und stiessen miteinander zusammen.» Einige seien zu Boden gefallen und betrampelt worden.

«Hörte sich wie Feuerwerkskörper an»

Ein Mann, der während ebenfalls vor Ort war, habe sofort erkannt, dass es sich um automatische Waffen handelte. «Ich realisierte, dass es sich wahrscheinlich um das Schlimmste handelte: einen Terroranschlag», schildert er gegenüber der AFP. Es sei zu einem furchtbaren Gedränge gekommen, die Besuchenden seien einander auf die Köpfe geklettert.

Gegenüber dem lettischen News-Portal «Meduza» berichtet eine Zeugin, die im Saal war: «Etwa fünf Minuten vor Beginn des Konzerts gab es ein seltsames Geräusch. Dann gab es Geräusche, die sich wie Feuerwerkskörper anhörten. Ich erkannte nicht sofort, dass es sich um Schüsse handelte.»

Mitarbeitende hätten die Besuchenden dann in Richtung Bühne getrieben. Sie habe aufgrund ihres Sitzplatzes schnell nach draussen gelangen können. Sie sei in ein Taxi gestiegen, bevor das Feuer ausbrach. «Zu diesem Zeitpunkt näherte sich die Polizei bereits.»

Eine Besucherin befand sich mit ihrer Mutter beim Eingang der Halle, als sie ein Krachen hörte. «Ich dachte, das Gebäude würde einstürzen, und als ich durch die Glasscheibe nach oben sah, sah ich Menschen rennen.»

«In diesem Moment kamen auf unserer Etage mehrere Personen mit Maschinengewehren durch den Eingang neben uns herein. Ich glaube, es waren vier von ihnen.» Die Leute seien losgerannt und die Angreifer haben das Feuer eröffnet.

Weitere Leichen unter Trümmern gefunden

Eine andere Frau beschreibt das Geschehen im Saal wie folgt: «Menschen in kugelsicheren Westen schossen aus nächster Nähe, egal auf wen. Sie schossen auf ältere Menschen und in die Menge, die sich in der Nähe der Ausgänge versammelt hatte.»

«Wir wollten ein Erinnerungsfoto machen», erzählt eine Frau, die mit ihrem Mann unterwegs war. Im ersten Moment habe sie die Explosionsgeräusche für lauten Begrüssungsapplaus für die Künstler gehalten. «Aber es knallte weiter. Da habe ich sofort verstanden, dass etwas nicht stimmt.»

Ihr Mann sei aufgesprungen und habe gerufen: «Renn weg!» In den Fluren habe Panik und Unübersichtlichkeit geherrscht, erzählt Margarita weiter. «Es hat sich angefühlt, als seien die Schüsse direkt neben uns. Wir hatten Angst, dass wir jetzt runtergehen und sie dann kommen.»

Dann aber seien sie in einem unteren Geschoss in einem dunklen Raum angekommen, möglicherweise in einem Lager. Dort hätten sie ein Schild mit der Aufschrift «Ausgang» entdeckt und sich ins Freie retten können.

Wie die unter Berufung auf russische Medien berichtet, trugen die Sicherheitsleute der Konzerthalle keine Schusswaffen. Die Todeszahl steigt seit Samstagabend stetig an. Beim Wegräumen der Trümmer haben Einsatzkräfte Behördenangaben zufolge weitere Leichen entdeckt.

Die Behörden haben elf Verdächtige festgenommen. Mindestens vier davon sollen direkt am Angriff auf das Veranstaltungszentrum beteiligt gewesen sein. Die Hintergründe des Anschlags waren zunächst unklar, die russischen Sicherheitsbehörden ermitteln wegen Terrorismus.

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