Belarussen-Geheimdienst verhaftet Frau (29) wegen Tinder-Fotos
In Belarus ist eine Frau vom Geheimdienst festgenommen und wohl zu einer Video-Entschuldigung gezwungen worden – alles wegen Tinder-Bildern.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Belarussin hat Bilder von sich mit der Flagge des freien Belarus auf Tinder gepostet.
- Darauf wurde sie vom Geheimdienst festgenommen und wohl zu einer Entschuldigung gezwungen.
- Die junge Frau nahm an einem der Regierungsproteste im Jahr 2020 teil.
Wer in Belarus das falsche Tinder-Profilbild postet, riskiert, Probleme mit dem Geheimdienst zu bekommen. Das zeigt das Beispiel einer 29-jährigen Frau, die kürzlich verhaftet und offenbar zu einer Videobotschaft gezwungen wurde.
Die Frau, über deren Namen die Behörden schweigen, ist in der Hauptstadt Minsk gefasst worden. Ihr Vergehen: Auf der Datingplattform Tinder zeigte sie sich in eine rot-weisse Flagge gewickelt – ein Symbol für ein freies Belarus.
Die Fotos wurden bei einem der Proteste gegen die Regierung im Jahr 2020 aufgenommen. Vor den damaligen Wahlen kam es immer wieder zu Massenprotesten gegen Machthaber Alexander Lukaschenko.
Frau muss sich in Videobotschaft entschuldigen
Nach ihrer Festnahme ist die Frau offenbar dazu gezwungen worden, sich öffentlich für die Bilder zu entschuldigen. In einem Video ist zu sehen, wie sie – sich sichtlich unwohl fühlend – befragt wird.
«Weshalb wurden Sie verhaftet?», wird sie gefragt. «Artikel 342, Teilnahme an unoffiziellen Massenveranstaltungen», so ihre Antwort.
«Was haben Sie getan?»
«Ich habe an Protesten im Jahr 2020 teilgenommen.»
«Warum haben Sie das getan?»
«Es war interessant».
Daraufhin wird die Frau gefragt, ob sie ihre Taten bereue. Natürlich tue sie das, so die Antwort. «Es war bedeutungslos und irrelevant.»
Schliesslich wird sie dazu aufgefordert, eine Botschaft an andere Demonstranten zu formulieren. «Man sollte nicht an Proteste gehen», sagt sie. «Das ist nicht die richtige Methode, um seine Meinung kundzutun.»
Freundinnen von Verhafteter versuchten zu fliehen
Laut dem Geheimdienst versuchten zwei Freundinnen der Frau nach ihrer Verhaftung zu fliehen. Sie hatten 2020 ebenfalls an Anti-Lukaschenko-Protesten teilgenommen. Einer von ihnen gelang die Flucht in die Türkei, die andere wurde an der Grenze zu Polen festgenommen.
Bei den Wahlen nach den Massenprotesten im Jahr 2020 erklärte sich Machthaber Lukaschenko mit 80,2 Prozent zum klaren Wahlsieger.
International gab es starke Zweifel an diesen Ergebnissen: Viele vermuten, der Vertraute von Kreml-Chef Wladimir Putin habe die Wahl gefälscht. Lukaschenko gilt als «letzter Diktator Europas». Die Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja setzte sich danach ins Ausland ab.