Benetton muss sich aus Autobahnbetreiber zurückziehen
Die Milliardärsfamilie Benetton muss sich aus dem Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia ASPI zurückziehen. Sie hatte eine Beteiligung von 30 Prozent.
Das Wichtigste in Kürze
- Dem italienischen Autobahnbetreiber ASPI droht der Entzug der Maut-Konzession.
- Auslöser dafür war der Einsturz der Autobahnbrücke bei Genua.
- Nun erklärt der grösste Aktionär, die Familie Benetton, den Rückzug aus der Firma.
- Dies hatte die Regierung gefordert.
Im jahrelangen politischen Streit um die Konzession für den grössten Autobahnbetreiber Italiens ist eine Lösung in Sicht. Der Mehrheitseigentümer von Autostrade per l'Italia (ASPI), die Infrastruktur-Holding Atlantia, erklärte die Bereitschaft zum Rückzug. Und beugte sich damit dem Druck der Regierung, die mit dem Entzug der Maut-Konzession gedroht hatte.
Die Mehrheit an ASPI soll die Staatsbank CDP übernehmen. Dies teilte die Regierung von Ministerpräsident Giuseppe Conte am Mittwoch nach einer sechsstündigen Nachtsitzung des Kabinetts mit. «Das öffentliche Interesse überwog gegenüber anerkannten privaten Interessen», schrieb Conte auf Facebook. An ASPI ist auch der Münchner Versicherungsriese Allianz beteiligt.
Einsturz Autobahnbrücke bei Genua
Auslöser des seit zwei Jahren schwelenden Streits um die lukrative Lizenz für ASPI war der Einsturz einer Autobahnbrücke bei Genua. Bei diesem kamen 43 Menschen ums Leben. Die Regierung warf dem Autobahnbetreiber Versäumnisse bei der Instandhaltung des 3000 Kilometer langen Mautstrassennetzes vor. Und gab ihm eine Mitschuld an dem Unglück.
Ein Dorn im Auge ist der Koalition des parteilosen Ministerpräsidenten Conte vor allem die Beteiligung der Milliardärsfamilie Benetton. Diese ist mit 30 Prozent der grösste Aktionär von Atlantia. Gemässigte Mitglieder der Regierung hatten bei einem Entzug Maut-Konzession vor milliardenschweren Schadenersatz-Forderungen des Betreibers an den Staat gewarnt.
Nach dem Vorschlag von ASPI und Atlantia: Die Staatsbank Cassa Depositi e Prestiti soll über eine Kapitalerhöhung zunächst mit 51 Prozent bei ASPI einsteigen. Der Mautbetreiber soll nach Angaben der Regierung dann an die Börse gebracht werden. Die Benettons würden dann allenfalls noch einen kleinen Anteil an ASPI halten.
3,4 Milliarden Euro Entschädigung
Alternativ bietet Atlantia an, seine gesamte Beteiligung sofort an die CDP und institutionelle Investoren zu verkaufen. Zudem sei ASPI bereit, 3,4 Milliarden Euro Entschädigung zu bezahlen. Zudem sind Abstriche bei den Mauttarifen zu machen und auf Rechtsmittel zu verzichten. «Das Unternehmen hat zugesagt, viel Geld in das Autobahnnetz und dessen Erhaltung zu investieren», erklärte die Regierung.
«Benetton hat die Forderungen der Regierung akzeptiert», sagte ein Minister, der ungenannt bleiben wollte. «Nun geht es um die Einzelheiten.» Um einen Konzessionsentzug zu vermeiden, brauche es eine klare und transparente Vereinbarung, schrieb Ministerpräsident Conte.
Industrieminister Stefano Patuanelli sagte, Atlantia werde binnen eines Jahres nicht mehr Eigentümer von ASPI sein. Die ersten Schritte seien bereits im September zu erwarten.