Berlin stuft mehr als 20 Länder als Hochrisikogebiete ein
Wegen besonders hoher Corona-Infektionszahlen hat Deutschland erstmals mehr als 20 Länder als Hochrisikogebiete eingestuft.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschland hat die Länder der Risikogebiete-Liste aktualisiert.
- Die EU-Chefs wollen das Reisen weiter unattraktiv machen.
- Eine Erweiterung der Corona-Ampel mit einer «dunkelroten Zone» ist Thema.
Bleibt zuhause: Das Motto gilt wegen der Pandemielage in ganz Europa. Die EU-Staaten wollen das Reisen noch unattraktiver machen. Deutschland schreitet dabei voran und verschärft die Regeln für zwei Dutzend Staaten.
Wie das Robert Koch-Institut am Freitag mitteilte, gehören dazu Tschechien, Spanien, Portugal und Ägypten sowie die USA und Israel. Für Einreisende aus diesen Ländern mit deutlich höheren Infektionszahlen als in Deutschland gilt ab Sonntag eine strengere Testpflicht. Auch die Ausnahmeregeln für die Quarantäne können von den Bundesländern verschärft werden.
«Dunkelrote Zonen» sollen eingeführt werden
Am Donnerstag hatten sich bereits die Staats- und Regierungschefs der EU darauf verständigt, vermeidbare Reisen weitestgehend auszubremsen. Es ging dabei unter anderem um Test- und Quarantänepflichten für Menschen aus «dunkelroten Zonen» mit sehr hohen Corona-Fallzahlen.
Diese Kategorie soll auf EU-Ebene neu eingeführt werden. In Deutschland gibt es dazu bereits seit dem 14. Januar eine neue Einreiseverordnung, auf deren Grundlage jetzt die Hochrisikogebiete benannt wurden.
Damit gibt es jetzt drei Kategorien von Corona-Risikogebieten:
- «Normale» Risikogebiete: Das sind Länder oder Regionen über einem Grenzwert von 50 Neuinfektionen auf 100'000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen.
- «Hochinzidenzgebiete»: Das sind Länder mit deutlich höheren Infektionszahlen als in Deutschland. Der Grenzwert ist eine Inzidenz von 200 (Inzidenz in Deutschland: 115). Es können aber auch Länder unter dieser Marke unter bestimmten Bedingungen zu «Hochinzidenzgebieten» erklärt werden.
- Virusvarianten-Gebiete: Das sind Gebiete, in denen hochansteckende Varianten des Coronavirus aufgetreten sind. Bisher fallen Grossbritannien, Irland, Südafrika und Brasilien in diese Kategorie.
Reisen wird noch unattraktiver
Reisende aus «normalen» Risikogebieten müssen sich spätestens 48 Stunden nach Einreise in Deutschland auf Corona testen lassen. Zudem müssen sie zehn Tage in Quarantäne. Sie können sich davon allerdings durch einen zweiten negativen Test ab Tag fünf vorzeitig befreien lassen.
Der Unterschied bei den Hochinzidenz- und Virusvarianten-Gebieten: Der Test muss bereits höchstens 48 Stunden vor Einreise erfolgen. Ausserdem können die Ausnahmeregeln für die Quarantäne eingeschränkt werden. Das ist aber Sache der einzelnen Bundesländer.
Bis zu 15 Tage Quarantäne plus drei PCR-Tests
Mit den neuen Regeln werden Reisen ins Ausland noch unattraktiver, als sie ohnehin schon sind. Das ist aber politisch auch so gewollt. Ein Beispiel: Wer aus privaten Gründen für eine Woche von Berlin nach Prag reisen will, muss Folgendes auf sich nehmen:
- Corona-Test (PCR) vor Einreise nach Tschechien oder spätestens fünf Tage danach, dann aber Quarantäne bis zum Test.
- Corona-Test (PCR) 48 Stunden oder weniger vor Rückkehr nach Deutschland.
- Zehn Tage Quarantäne in Deutschland, von der man sich nach fünf Tagen mit einem dritten Test befreien kann.
Unter dem Strich bedeutet das also 5 bis 15 Tage Quarantäne und zwei bis drei Tests. Nach dem EU-Gipfel in Brüssel verwies EU-Ratspräsident Charles Michel auf den Ernst der Lage wegen der neuen, ansteckenderen Virusvarianten. Man kämpfe an zwei Fronten: Beschleunigung der Impfungen in Europa und Eindämmung des Virus.
Ursula von der Leyen für Erweiterung der Ampel
So wurde verabredet, viel häufiger gezielt nach den Virusmutationen zu suchen. Die Grenzen in der EU sollten offen bleiben, um den Transport wichtiger Güter zu sichern, sagte Michel. «Es sollte keine undifferenzierten Reisesperren geben.» Doch seien womöglich weitere Reisebeschränkungen nötig.
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen will dazu eine Erweiterung der bestehenden Corona-Ampel-Karte vorschlagen. Demnach soll für Regionen, in denen sich das Coronavirus sehr stark verbreitet, eine neue «dunkelrote» Kategorie eingeführt werden.
Auch Geimpfte können absehbar nicht mit Erleichterungen beim Reisen rechnen. Zwar wollen die 27 Staaten an einem gemeinsamen Impfpass arbeiten. Die Debatte über mögliche damit verbundene Vorteile wurde jedoch vertagt.
Letztlich liegen die Bestimmungen und Vorgaben für Reisende immer in der Hand der EU-Staaten. Der Zweck der jetzt geplanten gemeinsamen Standards ist vor allem, unterschiedliche Handhabe in Grenzgebieten zu vermeiden: Bei ähnlicher Infektionslage sollen vergleichbare Massnahmen getroffen werden.