Betreuer sollen Internatsschüler in Frankreich misshandelt haben
In einem französischen Internat ist es offenbar zu Misshandlungen gekommen. Die Einrichtung wurde nun geschlossen.
Wegen mutmasslicher Gewalttaten gegen Schüler an einem ultraorthodoxen jüdischen Internat in Frankreich hat die Justiz Ermittlungsverfahren gegen sieben Mitarbeiter der Einrichtung eingeleitet.
Ihnen würden schwere Gewalt, Ausnutzung der Schwäche von Personen in psychischer Abhängigkeit sowie Nahrungs- und Fürsorgeentzug vorgeworfen, teilte die Staatsanwältin von Meaux, Laureline Peyrefitte, am Samstag mit. Die Verdächtigen befinden sich demnach unter Justizaufsicht.
Bei der Durchsuchung der Schule östlich von Paris seien die Ermittler auf 40 Jugendliche aus verschiedenen Ländern gestossen.
Schläge und Demütigunge
Ein Teil der 13- bis 18-Jährigen sei offenbar nicht mehr in der Lage gewesen, klar zu denken. Einige hätten von Schlägen und Demütigungen berichtet, ohne jedoch immer Kritik daran zu üben, hiess es. Eins der Kinder habe auch von sexueller Gewalt gesprochen.
Die Jugendlichen seien zum Teil seit Jahren von der Aussenwelt abgeschnitten gewesen – mit Ausnahme von überwachten Telefonaten mit der Familie. Ihre Pässe, Handys und ihr Geld wurden den Angaben zufolge bei ihrer Ankunft in der Einrichtung konfisziert. Die hygienischen Bedingungen vor Ort seien mangelhaft gewesen, ausserdem sei von der Elektrik im Haus ernste Gefahr ausgegangen, hiess es.
Die Kinder seien zwischenzeitlich in einem anderen Internat untergebracht worden und würden von Sozialdiensten versorgt, teilte die Staatsanwältin mit. Es gehe nun darum, sie so schnell wie möglich zu ihren Familien in ihre Heimatländer zurückzubringen.
Grosse Menge Bargeld gefunden
Die Verdächtigen, gegen die nun die Ermittlungsverfahren laufen, arbeiteten in unterschiedlichen Funktionen für die Einrichtung. Sie streiten die Vorwürfe den Angaben zufolge ab und betonten in der Befragung, die Eltern hätten sich für ihre «schwierigen Kinder» eine strenge, religiöse Erziehung gewünscht.
Den verdächtigen Personen in Leitungsfunktion werden zusätzlich unter anderem Schwarzarbeit und Unterbringung von verletzlichen Personen in menschenunwürdigen Bedingungen vorgeworfen, dem Präsidenten des Vereins auch noch Geldwäsche. Vor Ort wurden 430'000 Euro Bargeld sichergestellt, auf einem Konto wurden 1,3 Millionen Euro entdeckt und ebenfalls sichergestellt. Die Schule wurde nach Angaben der Staatsanwältin auf Geheiss des Bürgermeisters geschlossen.