«Bild» baut in der Fläche ab – Weniger Ausgaben und Standorte
Mit einem drastischen Umbau will Axel Springer den digitalen Wandel bei der «Bild»-Zeitung voranbringen. Kleinere Standorte sollen komplett geschlossen werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Medienkonzern Axel Springer will seinen Sparkurs bei der «Bild»-Zeitung voranbringen.
- Die Zahl der Regionalausgaben soll von 18 auf 12 verringert werden.
- Der Stellenabbau hängt eng mit der weiteren Entwicklung von KI zusammen.
Weniger Ausgaben, weniger Standorte: Mit einem drastischen Umbau und schlankeren regionalen Strukturen will der Medienkonzern Axel Springer seinen Sparkurs und den digitalen Wandel bei der «Bild»-Zeitung voranbringen.
Die Zahl der Regionalausgaben soll von 18 auf 12 verringert und kleinere Standorte sollen komplett geschlossen werden, wie der Konzern am Montag in Berlin ankündigte.
Die Auflage von Deutschlands grösster Boulevardzeitung ist in den vergangenen Jahren stark gesunken. Ende 2022 lag die verkaufte Auflage bei 1,1 Millionen Exemplaren (mit der Berliner Boulevardzeitung «B.Z.»).
Im vierten Quartal 2013 waren noch mehr als doppelt so viele Exemplare täglich verkauft worden.
Die genaue Zahl der wegfallenden Stellen blieb zunächst klar. Ein Springer-Sprecher bezifferte sie auf Anfrage auf einen «niedrigen dreistelligen Bereich». Nach dpa-Informationen könnten etwa 200 Stellen betroffen sein. Der Konzern bemühe sich, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden und sozialverträgliche Lösungen zu finden, hiess es in einer E-Mail an die «Bild»-Belegschaft.
Flachere Hierarchien als Ziel
Die neue Struktur solle zum digitalen Wachstum beitragen – vor allem in der Reichweite. «Digital only liefert enorme Chancen für die Bild.» Auch die Führungsebene solle deutlich verschlankt werden. So seien unter anderem flachere Hierarchien das Ziel.
«Die Funktionen der Redaktionsleiter, Blattmacher, Korrektoren, Sekretariate und Foto-Redakteure wird es so wie heute nicht mehr geben», hiess es in der E-Mail weiter.
Der Stellenabbau hängt demnach auch eng mit der weiteren Entwicklung der Künstlichen Intelligenz zusammen: «Wir müssen uns damit leider auch von Kollegen trennen, die Aufgaben haben, die in der digitalen Welt durch KI und/oder Prozesse ersetzt werden oder sich in dieser neuen Aufstellung mit ihren derzeitigen Fähigkeiten nicht wiederfinden.»
So könne KI bei der Layout-Gestaltung im Print eingesetzt werden, für die bisher ein CvD verantwortlich sei.
Nach Reichelt-Skandal neue Chefredaktion
Im März war überraschend die Spitze der «Bild» ausgetauscht worden. Die bisherigen Chefredakteure Johannes Boie, Alexandra Würzbach und Claus Strunz schieden aus ihren bisherigen Rollen aus.
Marion Horn, die bereits mehr als 25 Jahre für den Springer-Konzern tätig war, kam zurück und übernahm die Chefredaktion. Begründet wurde der damalige Wechsel mit der Digitalstrategie. Im April kam der bisherige «Focus»-Chef Robert Schneider als Co-Chefredakteur dazu.
Vor der Neubesetzung der Chefredaktion stand die «Bild» lange wegen Vorwürfen des Machtmissbrauchs gegen Ex-Chefredakteur Julian Reichelt in den Schlagzeilen. Er musste den Konzern schliesslich verlassen. Reichelt wies die Vorwürfe zurück und sprach später von einer «Schmutzkampagne» gegen ihn.
Im April hatte Springer Klage gegen Reichelt eingereicht. Es geht um den Vorwurf von Vertragsverstössen im Zusammenhang mit seinem Ende bei dem Medienhaus.
Der Konzern wirft Reichelt ausserdem vor, Mitarbeiter abgeworben zu haben. Springer fordert deshalb die gezahlte Abfindung zurück. Vor dem Arbeitsgericht Berlin gab es dazu Anfang Juni zunächst keine Einigung.