Brexit: John Bercow sorgt sich um die Zukunft von Grossbritannien
Das Wichtigste in Kürze
- Der ehemalige britische Parlamentspräsident John Bercow war zu Gast in Interlaken.
- Am Alpensymposium sprach er über Themen wie den Brexit, Boris Johnson und Roger Federer.
«Es ist eine grosse Ehre, hier zu sein. Ich stehe hier vor Ihnen als ein grosser Fan der Schweiz, von Europa und über allem von Roger Federer.» John Bercow weiss, wie man ein Publikum von Beginn weg auf seiner Seite hat. Das bestätigt er auch gleich selbst: «Ich kann weder tanzen noch singen, doch ich mag es, vor einem Publikum zu sprechen.»
Gut gelaunt tritt der der ehemalige britische Parlamentspräsident am diesjährigen Alpensymposium in Interlaken auf. In seiner Rede spricht Bercow über die Zeit als «Mr. Speaker» des Parlaments, witzelt über Boris Johnson und kämpft mit Tränen.
Schiessstand im britischen Parlament
Bercow beginnt mit der Innovation, die schliesslich auch Thema des 17. Alpensymposiums ist. In den zehn Jahren als Parlamentspräsident habe er stets versucht, etwas zu bewirken.
«Ich wollte nicht einfach ein nickender Esel sein, weshalb ich versuchte, neue Dinge zu integrieren.» So sei der Prototyp im Parlament bei seiner Ankunft grösstenteils eine weisse, männliche Person mittleren Alters gewesen.
Inzwischen entspreche die Vielfalt der «Member of Parliament» (MP) viel mehr der Bevölkerung. Bercow erzählt auch über einen Schiessstand im Westminster, der mittlerweile nicht mehr existieren würde. «Die Parlamentarier konnten mit einer Pistole schiessen gehen, aber Kinderzimmer gab es keines.»
«Gutes Verhältnis» mit Boris Johnson
Dann erzählt Bercow über seine ehemaligen Kollegen. Mit James Cameron, dem früheren Prime Minister, sei er nie besonders gut ausgekommen. Mit Boris Johnson habe er hingegen sogar Tennis gespielt. «Boris hat das 6-0, 6-0, 6-0 wie ein Champion genommen», lacht der Brite.
Das bedeute allerdings überhaupt nicht, dass er immer der gleichen Meinung wie der jetzige Prime Minister gewesen sei. «Der Brexit ist meiner Meinung nach ein grosser Fehler», sagt Bercow. Die Bevölkerung sei von den Diskussionen ermüdet gewesen, weshalb die Konservativen schliesslich die Mehrheit im Parlament erlangten.
Brexit: «Sad, not depressed»
Ganz nach dem Motto: «Get Brexit done!» Er selber freue sich aber sichtlich wenig auf den 29. Januar, den Tag, an welchem das Vereinigte Königreich die EU wohl verlassen wird.
Mehrmals betont Bercow, dass er über den Entscheid traurig sei. In seinen letzten Worten auf der Bühne in Interlaken scheint der 56-Jährige sogar den Tränen nah zu sein. «Ich will das Beste für mein Land, aber zurzeit bin ich wirklich besorgt.»