Britischer Premier nach vermeintlicher Wette auf Ruanda in Kritik

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Grossbritannien,

Premierminister Rishi Sunak nimmt eine umstrittene Wette an, die seine geplante Abschiebepolitik betrifft.

Sunak
Premierminister Rishi Sunak liegt dort in Umfragen mit seinen Tories deutlich hinter der Oppositionspartei Labour zurück. (Archivbild) - keystone

Grossbritanniens Premierminister Rishi Sunak hat sich dafür gerechtfertigt, in eine Wette zu seiner geplanten Abschiebepolitik nach Ruanda eingeschlagen zu haben. Der Reporter Piers Morgan hatte in einem Interview zu Sunak gesagt, er wette 1000 Pfund (etwa 1170 Euro) zugunsten einer Flüchtlingsorganisation, dass Sunak keinen Menschen in eines der Flugzeuge bekommen werde vor der nächsten Wahl.

«Würden Sie diese Wette annehmen?», fragte Morgan in dem am Montag veröffentlichten Video und streckte Sunak die Hand entgegen. Der Premierminister betonte daraufhin, natürlich wolle er Menschen in diese Flugzeuge bekommen und gab Morgan seine Hand.

Sunaks Reaktion auf Kritik

Die konservative britische Regierung will Menschen, die irregulär ins Land kommen, nach Ruanda abschieben – ohne Rücksicht darauf, wo sie eigentlich herkommen. Damit beabsichtigt sie, Menschen abzuschrecken. Grossbritannien zahlt dem afrikanischen Land dafür eine Millionensumme.

Zu Kritik an der Wette erklärte sich Sunak am Dienstag in einem BBC-Interview. Er sei kein Anhänger von Wetten und von dem Angebot völlig überrascht worden, sagte Sunak, der früher als Investmentbanker arbeitete. Er habe deutlich machen wollen, dass er hinter dem Projekt stehe.

Der Abgeordnete Jonathan Ashworth von der Oppositionspartei Labour hatte die Wette kritisiert. «Nicht viele Menschen, die mit steigenden Hypotheken, Rechnungen und Lebensmittelpreisen konfrontiert sind, geben mal eben 1000 Pfund aus», teilte er nach Angaben der Nachrichtenagentur PA mit.

Mehr zum Thema:

Kommentare

Contamination

Ein unmenschlicher Akt ist es, Europa mit dem globalen Bevölkerungsüberschuss zu fluten. Ein unmenschlicher Akt ist es auch, immer mehr Kinder in die Welt zu setzen die man selbst nicht versorgen kann und die sich dann auf den Weg gen Europa machen. Niemand müsste nach Ruanda, wenn er freiwillig in seine Heimat zurückkehren würde. Es ist also egal, was mit diesen Menschen in Ruanda passiert, denn sie können auch von dort in ihr Herkunftsland zurück. Eine "Ruandalösung" muss natürlich ein Zusammenspiel aus einer Festung Europa und einer grossangelegten Remigration sein.

User #5258 (nicht angemeldet)

Von 1884 bis 1916 war Ruanda als Teil Deutsch-Ostafrikas eine deutsche Kolonie. Nach dem Ersten Weltkrieg 1919 wurde Ruanda belgisches Völkerbundsmandat bzw. nach 1945 UN-Treuhandsgebiet. 1962 erfolgte die Unabhängigkeit. Wegen struktureller Probleme, einer hohen Bevölkerungsdichte und Konflikten zwischen den Volksgruppen der Hutu und Tutsi zählte das Land lange zu den ärmsten in Afrika. Der gesellschaftliche Konflikt führte zu einem Bürgerkrieg in Ruanda (1990–1994) sowie dem Völkermord an den Tutsi 1994, bei dem radikale Hutu etwa 800.000 ethnische Tutsi sowie viele gemäßigte Hutu ermordeten – der weltweit letzte Völkermord dieser Größenordnung. Seit dem Ende des Bürgerkrieges setzte ein wirtschaftlicher Wiederaufbauprozess ein, den unter anderem die Ausbeutung von Rohstoffen in den östlichen Kongoprovinzen begünstigte. Seit dem Jahr 2000 amtiert Paul Kagame als Präsident, der das Land autoritär als Diktator regiert. Das Regierungssystem steht international in der Kritik wegen mangelnder Pressefreiheit, Unterdrückung der Opposition, Manipulation von Wahlen sowie der Destabilisierung des Ostkongo. Ruanda gehört seit längerem zu den Ländern Afrikas mit dem stärksten Wirtschaftswachstum. Einer der Gründe sind die guten Beziehungen zu den Weltmächten auf beiden Seiten, so dass sowohl der Westen als auch China und Russland im Land Investitionen tätigen. Weite Teile der Wirtschaft werden durch die regierende Partei Ruandische Patriotische Front kontrolliert.

Weiterlesen

Sunaks Ruanda-Plan
21 Interaktionen

Mehr aus Grossbritannien