Cannabis: Hanf-Freunde warnen vor Kiffer-Reisli nach Deutschland
Wird Deutschland nach der Legalisierung von Cannabis zum neuen Kiff-Hotspot? Schweizerinnen und Schweizer sind zurückhaltend – und das aus gutem Grund.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit dem 1. April ist Cannabis in Deutschland teil-legalisiert.
- Für Schweizerinnen und Schweizer ist es aber nicht möglich, an legales Cannabis zu kommen.
- Ein Schweizer Hanf-Verein warnt deshalb vor dem Kiffer-Reisli nach Deutschland.
Rund 1500 Menschen versammelten sich am 1. April um Mitternacht vor dem Brandenburger Tor in Berlin zum «Ankiffen». Seit dem Tag ist für Deutsche der Konsum von Cannabis in bestimmten Fällen legal.
Drei Hanfpflanzen sind für den Eigenbedarf erlaubt, ab Juli dürfen dann sogenannte Cannabis-Clubs zum nicht-kommerziellen Anbau den Betrieb aufnehmen.
Das stösst auch im Ausland auf Begeisterung: In Grossbritannien sind die Suchanfragen nach «günstigen Flügen nach Berlin» nach der Legalisierung von Cannabis explodiert. Sie stiegen laut «Daily Mail» um satte 350 Prozent.
Konsum von Cannabis ist in der Schweiz strafbar
Reisen nun auch Schweizerinnen und Schweizer in den grossen Kanton zum Kiffen? Schliesslich droht hierzulande eine Ordnungsbusse von 100 Franken, wenn man beim Konsum erwischt wird. Je nach Kanton zeigt die Polizei mal mehr, mal weniger Kulanz.
Das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit sagt auf Anfrage von Nau.ch, es habe seit der Legalisierung keine Veränderungen festgestellt. Grundsätzlich sei die Einfuhr von weniger als zehn Gramm Cannabis in die Schweiz erlaubt, genauso wie deren Besitz.
Situation für kiffende Schweizer in Deutschland unklar
Trotzdem warnen Schweizer Hanf-Fans sogar vor Kiffer-Reisli nach Deutschland. «Die Situation ist noch sehr unklar», sagt Fabian Strodel vom Schweizer Verein «Legalize it» zu Nau.ch.
Denn: Auch nach der Teil-Legalisierung in Deutschland bleibt es Schweizerinnen und Schweizern verunmöglicht, Cannabis in unserem Nachbarland zu kaufen. Wer Cannabis in Deutschland anbauen will, muss dort mindestens sechs Monate wohnen. Gleiches gilt für die Anbauvereine ab Juli.
Das bedeutet im Umkehrschluss: Um in Deutschland kiffen zu können, müssten Schweizerinnen und Schweizer ihr Gras selbst mitbringen. Doch die Ein-, Aus- und Durchfuhr von Cannabis bleibt verboten und ist strafbar, heisst es dazu beim deutschen Zoll.
Fabian Strodel von «Legalize it» warnt: «Wir raten deshalb davon ab, Cannabis nach Deutschland einzuführen, nur um in der Schweiz eine Ordnungsbusse zu umgehen.» Die Mitglieder habe man in einem entsprechenden Update auf der Website sensibilisiert.
«Was genau die Polizei mit Konsumierenden aus der Schweiz macht, bleibt abzuwarten», sagt er. Vielleicht werde das Material eingezogen, da es illegal eingeführt wurde. «Vielleicht gibt es aber auch eine saftige Busse – niemand kann dies heute schon mit Gewissheit sagen.»
Reiseanbieter verzeichnen noch keinen Cannabis-Tourismus
Die Vorbehalte schlagen sich offenbar im Reiseverhalten nieder.
Die Deutsche Bahn teilt mit, es sei kein Zusammenhang zwischen der Legalisierung von Cannabis und dem Reiseverkehr Deutschland-Schweiz festzustellen. «Weder in unseren Buchungszahlen noch operativ auf den Zügen», so eine Sprecherin.
Bei der SBB fühlt man sich für eine Auskunft zum Schienen-Reiseverkehr zwischen der Schweiz und Deutschland nicht zuständig. Auf Nachfrage ergänzt Mediensprecher Bas Vogler: «Wie erwähnt, kann die Grenze zu Fuss oder mit anderen Verkehrsmitteln überquert werden.»
Flixbus-Sprecherin Isabella Domke teilt mit: «Generell sehen wir über Feiertage und Ferienzeiten eine gestiegene Nachfrage, so auch dieses Mal über die Osterfeiertage.»
Einen Zusammenhang mit der Legalisierung von Cannabis in Deutschland erwähnt Flixbus zwar nicht. Aber: Neben Zürich-Mailand und Lausanne-Lyon gehörten Zürich-München und Zürich-Stuttgart zu den beliebtesten Routen. Also potenzielle Kiffer-Destinationen.