Cannabis Legalisierung seit einem Monat in Bayern: Eine Bilanz
Bayern erlebt eine Cannabis -Revolution: Legalisierung öffnet Tür zu neuen Chancen und Herausforderungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Cannabis ist nun seit einem Monat legal.
- Bayern zieht erste Bilanzen aus der Legalisierung.
- Die Legalisierung als neue Chance.
Seit einem Monat ist das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis in Bayern in Kraft. Die neuen Regeln erlauben unter bestimmten Bedingungen den Konsum und Anbau der Pflanze. Doch die Komplexität des Gesetzes hat zu einem hohen Informationsbedarf geführt. Gleichzeitig erleben Cannabis-Stecklinge einen Verkaufsboom.
Siegfried Gift, Mitarbeiter bei Condrobs – einer Organisation für Drogenberatung und -hilfe – betont, dass weniger Konsum besser sei. Er weist darauf hin, dass die Auswirkungen von Cannabis stark vom Alter abhängen. Bei jungen Menschen kann bereits gelegentlicher Gebrauch während der Pubertät die Entwicklung beeinträchtigen .Bei 15- bis 17-Jährigen kann der unkontrollierte Konsum das Risiko für Psychosen erhöhen.
Cannabis Legalisation als Chance
Trotzdem sieht Condrobs auch positive Aspekte an der Legalisierung: Jugendliche müssen nun nicht mehr mit Geldstrafen oder Haft rechnen, wenn sie mit Cannabis erwischt werden. Stattdessen werden ihre Eltern und das Jugendamt informiert ? eine Gelegenheit zur Intervention und Beratung.
Auf der anderen Seite des Spektrums steht Wenzel Cerveny, Geschäftsmann und Vorsitzender des Chillout-Clubs Aschheim ? eines Clubs für Cannabis-Anbau. Der Club hat aktuell 125 zahlende Mitglieder und über 800 Anfragen auf Mitgliedschaft.
Cervenys Frau betreibt einen Hanfproduktladen, in dem auch Cannabis-Samen und Stecklinge verkauft werden. Cerveny berichtet von einem enormen Interesse: «Die Leute können's teilweise gar nicht glauben», sagt er. «Wenn die hier diese Pflanzen in die Hand kriegen, dann kommen die und sagen: Das kann doch gar nicht sein, ich darf jetzt damit nach Hause gehen?»
Der Aschheimer Club und seine Mitglieder
Der Aschheimer Club hat hauptsächlich ältere Mitglieder ? Babyboomer. Bei monatlichen Beiträgen von 150 Euro ist das kaum überraschend.
Sobald der Club eine staatliche Genehmigung erhält, dürfen die Mitglieder maximal 50 Gramm Cannabis pro Monat erhalten. Laut Cerveny sind etwa die Hälfte der aktuellen Mitglieder Patienten, die Cannabis zur Schmerzlinderung verwenden.
Das Polizeipräsidium München weist darauf hin, dass Autofahren für drei Tage nach dem Konsum von Cannabis verboten ist ? so lange dauert es, bis alle Rückstände im Blut abgebaut sind. Polizeisprecher Andreas Franken versichert jedoch: «Es ist jetzt nicht so, dass jetzt hier plötzlich in der ganzen Fussgängerzone jeder mit einem Joint herumlaufen würde». Die Meldungen über Vorfälle mit Cannabis seien genauso zahlreich wie vorher.
Einige Fragen müssen noch durch das Gerichte geklärt werden. Beispielsweise was passiert, wenn ein 16-Jähriger vor einem anderen Jugendlichen kifft. Dennoch ist klar, dass die Legalisierung von Cannabis in Bayern eine neue Ära eingeläutet hat.