Chefarchitekt warnt: Gefahr in Notre Dame noch nicht gebannt
Das Wichtigste in Kürze
- Der Chefarchitekt von Notre Dame warnt vor einem Einsturz.
- Es sei nicht sicher, wie die Konstruktion die Hitzewelle überstehen werde.
- Zeitgleich debattiert die französische Politik bereits über mögliche Neubau-Pläne.
Heute vor 105 Tagen blickte die Welt gebannt nach Paris. Die Kathedrale von Notre Dame stand in Flammen, Dach und Vierungsturm der gotischen Kathedrale wurden komplett zerstört.
Seither ist die Rettung von Notre Dame in vollem Gange. Präsident Emmanuel Macron spricht von einem «Wiederaufbau in Rekordzeit». Dazu hat er den Fünf-Sterne-General Jean-Louis Georgelin (70) als obersten Überwacher eingesetzt. Das Ziel: Eine Instandsetzung innerhalb von fünf Jahren.
Chefarchitekt: «Notre Dame kann immer noch einstürzen»
Geht es nach dem Chefarchitekten der Baustelle, ist dieses Ziel noch weit entfernt. Philippe Villeneuve warnt: «Alle denken, weil seit drei Monaten nichts geschehen ist, wäre die Gefahr gebannt, aber das stimmt nicht.»
Bei den Löscharbeiten habe das Mauerwerk viel Wasser abbekommen. Aktuell herrschen in Paris bis zu 40 Grad. Und niemand könne mit Gewissheit sagen, was die Hitzewelle für einen Einfluss haben werde.
«Der Gewölbebogen im Mittelteil kann immer noch einstürzen. In diesem Moment, oder auch morgen», wird Villeneuve im «Spiegel» zitiert.
Roboter bergen und sortieren Trümmerteile
Während Frankreich darüber debattiert, in welcher Form das historische Bauwerk wieder alten Glanz erhalte, hat der Chefarchitekt andere Sorgen. Noch immer liegt das Hauptziel in der Rettung der Kirche.
Schwachstellen müssen erkannt und behoben werden. Dazu werden Roboter verwendet, die die einzelnen Trümmerteile entfernen, damit sie feinsäuberlich sortiert werden können.
Politik zankt sich um Neubau-Pläne
Die politische Elite des Landes gerät sich in der Zwischenzeit bezüglich des Wiederaufbaus in die Haare. Premierminister Edouard Philippe schlägt einen internationalen Architektur-Wettbewerb vor.
Rechtspopulistin Marine Le Pen wehrt sich gegen die Vorstellung, dass ein (ausländischer) Architekt einen modernen Neubau in Angriff nimmt. Mit dem Hashtag #touchepasnotredame plädiert sie für einen identischen Neubau.
Am Ende dürfte die Debatte keinen Einfluss auf die Entscheidung haben. In Frankreichs politischem System entscheidet weder das Parlament, noch eine Kommission. Als Überbleibsel aus Zeiten der Monarchie liegt die Entscheidung einzig beim Präsidenten.