Coronavirus: Das taugt der «Brücken-Lockdown» von Armin Laschet
CDU-Chef Armin Laschet will, bis die Deutschen gegen das Coronavirus geimpft sind, einen «Brücken-Lockdown». Ein neuer Name für nichts Neues, finden Kritiker.
Das Wichtigste in Kürze
- Armin Laschet hat den Begriff «Brücken-Lockdown» eingebracht.
- Deutschland soll in einen kurzen, harten Lockdown, bis die meisten geimpft sind.
- Dafür erntet der NRW-Ministerpräsident und Kanzler-Anwärter wenig Lob und viel Kritik.
Gefallen war der Begriff «Brücken-Lockdown» am Ostermontag. Der neue CDU-Chef Armin Laschet hatte den Begriff beim Besuch eines Impfzentrums in Aachen (NRW) fallen lassen. Und er hatte damit für reichlich Reaktionen gesorgt.
Grund für die Erwähnung ist die steigende Zahl an Intensivpatienten aufgrund des Coronavirus in Deutschland. «Deshalb, glaube ich, brauchen wir einen Brücken-Lockdown», so der nordrhein-westfälische Ministerpräsident. «Wir müssen die Brücke hin zu dem Zeitpunkt, an dem viele Menschen geimpft sind, noch einmal bauen.»
Im «ZDF-Mittagsmagazin» meinte Laschet am Dienstag: Es sei abzusehen, «dass schon in ganz kurzer Zeit 20 Prozent, danach 30, 40 Prozent der deutschen Bevölkerung geimpft» seien. Bis dahin soll das öffentliche Leben weitgehend zurückgefahren werden.
Mit einer nochmaligen «Kraftanstrengung» soll die 7-Tage-Inzidenz auf unter 100 Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner gedrückt werden.
Das meint Laschet mit «Brücken-Lockdown» im Kampf gegen Coronavirus
Anstelle von Lockerungen will Laschet also nochmals wegen des Coronavirus verschärfen. Dafür sieht er einen zwei- bis dreiwöchigen harten Lockdown vor. Nach Ansicht des CDU-Mannes müssten private Kontakte dann weiter reduziert werden. Auch könnten Ausgangsbeschränkungen am Abend und in der Nacht nötig werden.
Kitas und Schulen sollen sich auf das «Notwendigste» fokussieren und sich durch häufige Tests absichern. Zudem fordert Laschet eine «Homeoffice-Offensive».
Die Gastronomie soll auch beim «Brücken-Lockdown» geschlossen bleiben und auch in Sachen Freizeit müsste nochmals deutlich reduziert werden.
Auch Kritik aus eigenen Reihen
Der Anwärter auf das Kanzleramt erntet für seinen «Brücken-Lockdown» vor allem eines – nämlich Kritik. Vom Verband der Amtsärzte etwa heisst es, dass die Chance darauf bereits in den ganzen Osterferien hätte genutzt werden können. Aber auch von den Ministerpräsidentinnen- und Ministerpräsidenten-Kollegen erntet der CDU-Chef Kritik.
«Es ist, glaube ich, noch sehr viel unklar, was Herr Laschet damit meint.» Dies sagte etwa Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD).
«Solche Vorschläge tragen zur Verunsicherung der Menschen bei, helfen uns aber nicht bei der Eindämmung des Infektionsgeschehens.» Dies meinte etwa der Ministerpräsident aus Niedersachsen, Stephan Weil (SPD).
Auch im Netz gibt's Häme: Am Mittwoch wurden unter dem Twitter-Hashtag #Brückenlockdown heftig kommentiert und Memes gepostet.
Viele kritisieren die neue Wortschöpfung ohne wirklichen Inhalt. «Was glaubt ihr, wie viele Namen wir für halb gare Lockdowns noch haben werden, bevor Politiker*innen verstehen, dass sie halb gar nichts bringen, egal wie sie heissen?», schreibt Podcasterin Natalie Grams.
Unterstützung von Markus Söder
Unterstützung gibt es dafür von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Dieser meinte in der «ZDF»-Sendung «Markus Lanz», es sei wichtig, durch ein konsequentes Management bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie aus der Endlosschleife herauszukommen. «Ich habe diese These eigentlich, wenn ich das so sagen darf, immer vertreten, die Kanzlerin auch.»
Und er finde jeden, der mitmache, super, weil es die Basis jener verstärke, die «für Umsicht und Vorsicht eintreten».
Virologe relativiert
Auch Virologe Oliver Keppler vom Genzentrum der Universität München glaubt, dass der Begriff nicht wirklich sinnvoll ist. Es sei zwar völlig klar, dass jetzt ein harter Lockdown kommen müsse, so Keppler gegenüber «Tagesschau.de».
Hier den Begriff der «Brücke» zu verwenden, berge aber ein Versprechen, das schwierig zu erfüllen sei. Denn: «Dass wir durch Impfung der Gesamtbevölkerung einen grösseren Effekt auf das Infektionsgeschehen haben werden, liegt noch in weiter Ferne.»
Dafür müsse die Impfquote bei der Bevölkerung über 50 Prozent sein. Wann das erreicht sei, lasse sich schwer prognostizieren. Ein Zeitraum von zwei- bis drei Wochen sei reines Wunschdenken. Wer glaube, die Infektionszahlen in den kommenden Wochen in irgendeiner Weise durch das Impftempo beeinflussen zu können, hänge einer Illusion nach.