Coronavirus: Diesen Regionen droht der BAG-Quarantänehammer
In den Nachbarländern der Schweiz nehmen die Infektionen mit dem Coronavirus zu. Schon heute könnten weitere Regionen auf der Quarantäneliste landen.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor zehn Tagen hat das BAG eine Quarantänepflicht für Nachbarlands-Regionen eingeführt.
- Die Liste dürfte deutlich ausgebaut werden – die Fallzahlen steigen europaweit.
- Die Bretagne, Ligurien, Trentino und Niederösterreich liegen über dem Schwellenwert.
60 Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100'000 Einwohner in zwei Wochen: Das ist der Schwellenwert des BAG für die Definition von Risikoländern. Liegt ein Land darüber, kommt es auf die Quarantäneliste.
So war es zumindest bis zum 13. September: Vor eineinhalb Wochen hat das BAG erstmals Risikoregionen definiert – und zwar in unseren Nachbarländern. Nun landen alle Regionen, deren 14-Tage-Inzidenz über dem Schwellenwert liegt, auf der Quarantäneliste. Ausgenommen bleiben die Grenzregionen.
Zehn Tage nach der Einführung hat sich die Situation mit dem Coronavirus in den Nachbarländern der Schweiz bereits wieder verschärft: Schon heute könnten neue Regionen auf der Liste landen.
Für diesen Artikel wurden die Fallzahlen per 20. September vom Europäischen Zentrum für Krankheitenkontrolle (ECDC) verwendet.
Frankreich: BAG-Schwellenwert landesweit überschritten
Frankreich weist bereits seit Wochen hohe Neuinfektionsraten auf. Mittlerweile liegen alle 13 Regionen des französischen Festlands über dem Schwellenwert. Vor zwei Wochen lagen die Bretagne und die Region Grand Est, die das Elsass umfasst, noch unter dem Schwellenwert. Die Bretagne, die mittlerweile eine 14-Tage-Inzidenz von 106,5 aufweist, dürfte also nun auf der Liste landen.
Die drei Regionen Frankreichs, die an die Schweiz grenzen, dürften weiter von der Quarantäne ausgenommen bleiben. Auvergne-Rhône-Alpes, Bourgogne-Franche-Comté und Grand Est weisen allerdings alle eine 14-Tage-Inzidenz über dem Grenzwert auf. Von ihnen hat die Region Auvergne-Rhône-Alpes, welche an Genf und das Wallis grenzt, mit 198 die höchste 14-Tage-Inzidenz.
Italien: Neue Hotspots des Coronavirus im Norden
Lange blieben die Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Italien auf einem niedrigen Niveau. Doch mittlerweile hat der europäische Aufwärtstrend auch unser südliches Nachbarland ergriffen.
Die Regionen direkt an der Grenze bleiben vom grössten Anstieg bisher verschont: Das Südtirol hat mit 60,6 gerade eben eine 14-Tage-Inzidenz höher als der BAG-Schwellenwert, bleibt aufgrund der Grenzlage jedoch ohnehin ausgeschlossen. Die in der ersten Welle schwer betroffene Lombardei hat mit 29 eine niedrige Inzidenz.
Auf der Quarantäneliste dürfte hingegen Ligurien landen: Mit 80,3 hat die beliebte Ferienregion an der Küste die höchste Infektionsquote Italiens. Auch in der autonomen Region Trentino liegt die 14-Tage-Inzidenz mit 75,6 über dem Schwellenwert. Der Rest des Landes dürfte weiterhin von der Quarantäne ausgenommen bleiben.
Österreich: Infektions-Anstieg im Westen
In Österreich ist bereits Wien (221 Fälle pro 100'000 Einwohner in zwei Wochen) auf der BAG-Quarantäneliste. Auch Niederösterreich, welches Wien umschliesst, weist mittlerweile eine 14-Tage-Inzidenz von 84,5 auf. Das angrenzende Oberösterreich liegt mit einer Inzidenz von 66,8 ebenfalls leicht über dem Schwellenwert. Damit dürften diese Bundesländer bald auf der Quarantäneliste des BAG landen.
Der zweite Hotspot befindet sich im Westen des Landes: Vorarlberg, welches im Rheintal eng mit dem Kanton St. Gallen verknüpft ist, weist mit 129,9 eine Inzidenz deutlich über dem Grenzwert aus. Im an Graubünden grenzenden Tirol liegt die 14-Tage-Inzidenz bei 135,8. Beide Hotspot-Bundesländer dürften aufgrund ihrer Grenzlage jedoch noch ausgeschlossen bleiben.
Deutschland bleibt wenig betroffen
Einzig in unserem nördlichen Nachbarland bleiben die Infektionszahlen verhältnismässig niedrig: Kein deutsches Bundesland liegt über dem Schwellenwert.
Bayern hat derzeit die höchste 14-Tage-Inzidenz Deutschlands. Mit 43,0 ist sie im Vergleich zu den anderen Nachbarländern jedoch eher niedrig. Auch Baden-Württemberg hat mit 31,4 eine für deutsche Verhältnisse hohe Inzidenz. Im Vergleich zu den Werten der Schweizer Kantone sind die Bundesländer jedoch wenig betroffen.