Coronavirus: Frankreichs Grenzregionen müssten auch auf Risikoliste
Der grösste Teil Frankreichs landet auf der Risiko-Liste des Bundes. Ausgenommen die Grenzregionen. Doch die Fallzahlen des Coronavirus sind alarmierend.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Neuinfektionen in Frankreich haben stark zugenommen: Zuletzt wurden 10'000 gemeldet.
- Nun landen alle Regionen, die über dem Risiko-Wert liegen, auf der Quarantäneliste.
- Nur die Grenzregionen bleiben ausgeschlossen, obwohl die Grenzwerte überschritten sind.
10'000 Neuinfektionen an einem Tag – die neueste Zahl zum Coronavirus aus Frankreich sorgt für Besorgnis. Der Quarantäne-Schwellenwert von 60 Neuinfektionen pro 100'000 Einwohnern in zwei Wochen ist bereits seit längerer Zeit überschritten. Dennoch schreckte der Bundesrat bisher vor einer Quarantänepflicht zurück.
Heute Freitag haben BAG und Bundesrat nun doch eine Quarantänepflicht für Rückkehrer aus Frankreich beschlossen: Sie gilt für alle Regionen mit Ausnahme der Bretagne und der an die Schweiz grenzenden Regionen. Doch auch in der Grenzregion nehmen die Infektionen zu. Wie lange lassen sich die Ausnahmen von der Quarantäne rechtfertigen?
10'000 Neuinfektionen – was bedeutet das?
Frankreich vermeldet mittlerweile höhere Zahlen als in der ersten Welle. Dennoch dürfte die tatsächliche Situation noch deutlich weniger schlimm sein. Mittlerweile sind die Test-Kapazitäten höher als zu Beginn. Dank Contact Tracing werden zudem die meisten Menschen, die Kontakt zu Infizierten hatten, getestet.
Damit liegt die Dunkelziffer deutlich niedriger als beim ersten grossen Ausbruch des Coronavirus. Das erklärt die deutlich niedrigeren Todeszahlen: Diese steigen zwar grundsätzlich mit etwas Verzögerung, befinden sich jedoch auf einem klar niedrigeren Niveau als in der ersten Welle.
Diese Regionen sind betroffen
Mittlerweile vermeldet Frankreich aus den meisten Regionen Inzidenzen, die über dem Schwellenwert des BAG für Risikogebiete liegen. Die Grenze dafür liegt nach wie vor bei 60 Infektionen pro 100'000 Einwohner in 14 Tagen. Folgerichtig landen beinahe alle Regionen Frankreichs auf der Liste: Nur in der Bretagne und Grand Est lag die 14-Tage-Inzidenz zuletzt noch unter dem Schwellenwert.
Ausgenommen bleiben ausserdem die Bourgogne-Franche-Comté und die Region Auvergne-Rhône-Alpes: Nach wie vor fürchtet die Politik die schweren wirtschaftlichen Konsequenzen, falls diese beiden Grenzregionen auf der Quarantäne-Liste landen. Viele Grenzpendler würden den Zugang zum Arbeitsplatz verlieren.
Hotspots schliessen aber Grenzregion offen lassen?
Direkt jenseits der Grenze sind die Inzidenzen vergleichbar mit jenen auf der Schweizer Seite: Das an Genf angrenzende Département Ain vermeldete zuletzt 65 Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner in einer Woche. Das ist nur geringfügig höher als in Genf, wo es 62 waren. Im Waadtland war der Wert zuletzt mit 90 deutlich höher als in den angrenzenden Départements.
Blickt man jedoch tiefer in die von der Quarantäne ausgenommene Grenzregion Bourgogne-Franche-Comté, sieht man deutlich höhere Zahlen: Lyon vermeldete eine 7-Tage-Inzidenz von 137 – das ist deutlich mehr als der Schweizer Höchstwert im Kanton Waadt.
Bundesrat Alain Berset zeigte sich an der Pressekonferenz vom Freitag der angespannten Lage bewusst: Wenn ein exponentielles Wachstum an Infektionszahlen in Grenzregionen festgestellt würde, müsse man sicher handeln, so Berset.