Coronavirus: Epidemiologe in Grossbritannien warnt vor dritter Welle

Raphael Wyder
Raphael Wyder

Grossbritannien,

Seit drei Wochen steigen die Infektionszahlen mit dem Coronavirus in Grossbritannien kontinuierlich. Formiert sich auf den britischen Inseln eine dritte Welle?

Coronavirus - Grossbritannien
Besucher verbringen bei warmen Temperaturen Zeit am Brighton Beach an der Südküste Grossbritanniens. Engländer haben Lockerungen von Corona-Restriktionen und das lange Feiertagswochenende für einen Strandbesuch genutzt. Foto: Matt Dunham/AP - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Premier Boris Johnson hat den Briten ab dem 21. Juni wieder Normalität versprochen.
  • Doch in Grossbritannien steigen die Corona-Fälle seit drei Wochen rasant an.
  • Epidemiologe Neil Ferguson warnt vor einer möglichen dritten Welle.

Premierminister Boris Johnson (56) hat seinen Briten Anfang März versprochen, dass am 21. Juni wieder Normalität einkehrt. Die aktuellen Fallzahlen sind aber alles andere als ein gutes Omen.

Britischer Premierminister Johnson
Hat Premier Boris Johnson den Briten ein wenig zu viel versprochen? - dpa

Am Mittwoch vermeldeten die Gesundheitsbehörden in Grossbritannien 7540 neue Infektionen mit dem Coronavirus. Das ist die höchste Tageszahl registrierter Fälle seit dem 26. Februar. Die Gesamtzahl der neuen Fälle in der vergangenen Woche (41'889) ist um 66 Prozent höher als in der Vorwoche (16'649).

Coronavirus Grossbritannien
Die täglich registrierten Fälle im Vereinigten Königreich seit Ausbruch der Pandemie. (Stand: 9.6.) - Our World in Data / Nau.ch

Seit drei Wochen steigen die Fallzahlen auf den britischen Inseln kontinuierlich. Der Regierung wurden in den letzten Tagen neue Evaluationsmodelle vorgelegt. Epidemiologe Neil Ferguson nahm gestern vor den Medien dazu Stellung: «Die Untersuchungen haben ergeben, dass es ein Risiko einer erheblichen dritten Welle gibt.»

Delta-Variante des Coronavirus ansteckender als Alpha

Grossbritannien spielt in der weltweiten Impfrangliste ganz oben mit. Mittlerweile sind rund 60 Prozent aller Briten mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft worden. 41,5 Prozent der Menschen sind bereits vollständig gegen Covid-19 geimpft. Zum Vergleich: In der Schweiz hat erst 23,8 Prozent der Bevölkerung auch die zweite Impfung erhalten.

Doch die Delta-Variante des Coronavirus ist in Grossbritannien auf dem Vormarsch, wie einst die Alpha-Variante. Das Public Health England (PHE) geht davon aus, dass Delta noch einmal deutlich ansteckender ist als Alpha. Um wie viel, ist nicht ganz klar. Laut dem britischen Gesundheitsminister Matt Hancock soll sie nach bisherigen Informationen um 40 Prozent ansteckender sein.

Coronavirus - Grossbritannien
Matt Hancock, Gesundheitsminister von Grossbritannien, trifft für eine Pressekonferenz in der Downing Street ein. - dpa

Über das Ausmass einer dritten Welle könne man noch nichts definitiv sagen. «Es könnte wesentlich geringer sein als die zweite Welle oder es könnte in der gleichen Grössenordnung sein», so Ferguson. Entscheidend sei, wie effektiv die Impfstoffe gegen die Delta-Variante die Menschen noch vor Spitalaufenthalten und Tod schützen.

Effizienz der Impfstoffe gegen Delta muss noch geklärt werden

Gegenüber «PA Media» sagte Ferguson: «Mit ziemlicher Sicherheit denke ich, dass die Todesfälle wahrscheinlich niedriger sein werden. Die Impfstoffe haben einen hohen Schutzeffekt, die Fälle im Spital sind jetzt milder.»

Doch wie gut die Impfstoffe vor der Delta-Variante schützen, muss noch abschliessend geklärt werden. Auch das PHE wertete Daten zur Effizienz der in Grossbritannien verabreichten Vakzinen von AstraZeneca und Biontech gegen Delta aus.

Astrazeneca
Wie gut die Impfungen von Astrazeneca und Co. gegen die Delta-Variante des Coronavirus schützen, wird sich noch zeigen. - Keystone

Inwieweit schwere Verläufe verhindert werden, lässt sich laut PHE anhand der Datenlage noch nicht sagen. Schwere Fälle sind selten und es müssen zuerst bei niedrigen Infektionszahlen genügend Fälle zusammenkommen, um eine Auswertung zu erlauben. Bei der Weltgesundheitsorganisation heisst es, die indische Variante sei «womöglich» unempfindlicher gegen Antikörper.

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