Coronavirus: Impfgegner in Österreich bedrohen immer mehr Mediziner
Eine Ärztin aus Österreich hat sich wegen Drohungen von Gegnern der Impfung gegen das Coronavirus das Leben genommen. Mediziner berichten von immer mehr Hass.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Tod einer Ärztin (†36) aus Oberösterreich erschüttert unser Nachbarland.
- Lisa-Maria Kellermayr wurde mit Hassmails aus der Impfskeptiker-Szene überschüttet.
- Auch andere Ärzte in Österreich sehen sich immer intensiveren Attacken ausgesetzt.
Am Wochenende wurde Österreich von einem Suizid erschüttert: Allgemeinmedizinerin Lisa-Maria Kellermayr (†36) wurde tot in ihrer Praxis aufgefunden. Sie war zu Zeiten des Coronavirus monatelang massiv mit Hass und Morddrohungen von Impfgegnern überflutet worden.
Die Ärztin aus Oberösterreich suchte Hilfe bei der Polizei, fühlte sich aber von den Behörden im Stich gelassen. Sie veröffentlichte einige der Hassmails, die sich grausamer lesen als jedes Horrorfilm-Skript, in den sozialen Medien.
Arzt wegen Coronavirus «grauslich» bedroht
Ihr Tod markiert den Höhepunkt einer Entwicklung, in der sich österreichische Mediziner immer öfters mit Drohungen und Gewalt konfrontiert sehen. Ärztekammer-Vizepräsident Edgar Wutscher bestätigt in der «Krone»: «In der Pandemie haben die Attacken deutlich zugenommen. Auch in ihrer Intensität.»
Daneben erzählt ein anonymer Arzt, dass auch er «wüst beschimpft» worden sei und etliche Morddrohungen erhalten habe. «Ich traute mich gar nicht mehr aus dem Haus.» Auch er fordert mehr Unterstützung von den Behörden für Betroffene. «Ich habe nicht das Gefühl, dass hier grosse Anstrengungen unternommen werden, um zu helfen.»
Der Wiener Infektiologe Christoph Wenisch, der wegen eines Impf-Jubelfotos nationale Berühmtheit erlangte, warnte bereits Ende 2021: «Jemand hat gedroht, mir den Kopf abzuschneiden. Ich bekam einen Brief mit einer Collage. Das war grauslich und wirkt natürlich nach.»
Tod löst grosse Anteilnahme aus
Am Montagabend fanden im ganzen Land Mahnwachen für Lisa-Maria Kellermayr statt. Auf dem Wiener Stephansplatz entzündeten tausende Personen ein Lichtermeer, darunter auch politische Prominenz.
Die wegen der Geschichte stark unter Druck geratene Polizei will aufgrund der Hassmails wegen des Coronavirus weiter ermitteln. Ermittler gehen davon aus, dass die Vorwürfe mehrere Personen betreffen.
***
Brauchen Sie Hilfe?
Sind Sie selbst depressiv oder denken daran, Ihrem Leben ein Ende zu setzen? Dann kontaktieren Sie bitte umgehend die Dargebotene Hand (www.143.ch).
Unter der kostenlosen Hotline 143 erhalten Sie anonym und rund um die Uhr Hilfe. Die Berater können Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Auch eine Kontaktaufnahme über einen Einzelchat oder anonyme Beratung via E-Mail ist möglich.