Coronavirus: In Dänemark explodieren Zahlen nach Massnahmen-Ende
Dänemark zählt zwei Wochen nach dem Freedom Day Rekordwerte des Coronavirus. Dank der hohen Impfquote scheint die Durchseuchungs-Strategie aufzugehen – vorerst.
Das Wichtigste in Kürze
- Der 1. Februar war Dänemarks «Freedom Day». Die Masken sind weg, das Zertifikat ebenso.
- Jetzt steigen die Zahlen. Es sind mehr Menschen mit, aber nicht wegen Corona im Spital.
- Omikron sei keine «gemeinschaftsgefährdende Krankheit» mehr. Gestern lockerte die Schweiz.
Masken weg, das Zertifikat ebenso. Bars und Discos sind offen, die Selbstisolierung für Kranke ist nur noch eine Empfehlung, kein Gebot mehr. Das Leben in Dänemark sieht seit dem «Freedom Day» am 1. Februar wieder aus wie vor der Pandemie.
Auch die Schweiz zieht (teilweise) nach. Gestern Mittwoch verkündete der Bundesrat, dass beispielsweise die Zertifikatspflicht in der Beiz fällt. Masken müssen nur noch im ÖV und Gesundheitseinrichtungen getragen werden. Ganz nach dem Vorbild Dänemark.
Doch: Geht die Strategie des skandinavischen Landes auf?
Omikron-Variante des Coronavirus «keine gemeinschaftsgefährdende Krankheit»
Dänemark feiert das Massnahmen-Ende, den «Freedom Day», inmitten der heftigsten Welle des Coronavirus. Die Zahlen explodieren seit Dezember, sind heute so hoch wie nie zuvor. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 5500 (14-Tage-Inzidenz in der Schweiz: 4638).
Trotzdem sieht die dänische Regierung das Virus gelassen. Das Treiben von Omikron stelle «keine gemeinschaftsgefährdende Krankheit» mehr dar.
Ein wichtiger politischer Faktor in Dänemark: Wird ein Virus als Bedrohung der Gesellschaft eingestuft, dann muss die Regierung Massnahmen ergreifen. Wenn nicht, so darf es für Bürgerinnen und Bürger keine Restriktionen mehr geben, wie der «Spiegel» schreibt.
Dänemark hat eine der höchsten Impfquoten der Welt
Dass die Inzidenz auf ein Rekord-Niveau steigt, ist den Dänen quasi egal. 84 Prozent der Einwohner über fünf Jahren sind nämlich mindestens zweimal geimpft. Von den über 55-Jährigen haben 98 Prozent den Booster bekommen.
Zum Vergleich: Lediglich etwas über 68 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sind vollständig geimpft.
Weil das Risiko von schweren Verläufen für Geimpfte deutlich kleiner ist, geben Dänemarks Epidemiologen nun grünes Licht für die Durchseuchung. So zum Beispiel Lone Simonsen von der Universität Roskilde.
Bereits im Frühling könne die Impfinfrastruktur wieder abgeschafft werden. Die Zeit der Massenimpfungen sei vorbei.
Nicht wegen, sondern mit Corona im Spital
Von aussen betrachtet kommt der Weg der Durchseuchung für viele erstaunlich. In den dortigen Spitälern steigt nämlich auch die Zahl der Corona-infizierten Personen an.
Aber: 25 bis 45 Prozent der Menschen werden nicht wie vor einem Jahr wegen, sondern nur mit dem Coronavirus eingeliefert. Die meisten kommen mit Diagnosen, die nichts mit dem Virus zu tun haben, und sich dazu noch Covid-19 eingefangen haben.
Das Virus verursachte bei ihnen kaum Beschwerden, wie Statistiken aus Krankenhäusern zeigen. Seit Ende Dezember liegen auf den Intensivstationen weniger Corona-Patienten, obwohl die Zahlen explodieren.
Die Dänen geben sich mit der Strategie zufrieden. Jedoch wird auch ein wenig auf das Prinzip Hoffnung gesetzt: Was Durchseuchung für unter Fünfjährige und für Ungeimpfte bedeutet, ist unbekannt. Genauso, wie sehr Genesene an den Nachwirkungen von Long Covid leiden werden.