Coronavirus: Russland mit höchster Todeszahl seit zehn Jahren
Russland verzeichnet während der Corona-Pandemie die höchste Todeszahl seit zehn Jahren. Im Schnitt verstarben 140'000 mehr Menschen als in den Jahren zuvor.
Das Wichtigste in Kürze
- Während der Corona-Pandemie verzeichnet Russland die höchste Todeszahl seit zehn Jahren.
- Die Angaben der Regierung und des Statistikamts unterscheiden sich jedoch deutlich.
- Der Kreml will die hohe Übersterblichkeit nun genauer analysieren.
In der Corona-Pandemie verzeichnet Russland inzwischen den höchsten Wert bei Sterbefällen seit zehn Jahren. Von April bis Oktober seien 1,2 Millionen Menschen gestorben – 140'000 mehr als im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. So berichtete die Moskauer Wirtschaftszeitung «RBK» am Mittwoch unter Berufung auf das Statistikamt.
Das wäre ein Anstieg um 13,21 Prozent für den Sieben-Monats-Zeitraum. Zuletzt sei im Hitzesommer 2010 eine sehr hohe Sterberate zu verzeichnen gewesen, berichtete das Blatt. Demnach geht die hohe Übersterblichkeit 2020 auf die Corona-Pandemie zurück.
Statistikamt erfasst kontroverse Todesfälle
Allerdings liegen die vom Corona-Krisenstab der Regierung vorgelegten Zahlen weiter deutlich unter den Angaben des Statistikamts in Moskau. Die Statistiker listen immer wieder viel mehr Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus auf als die Regierung.
Nach offiziellen Angaben starben mit Stand Mittwoch 48'564 Menschen an Covid-19 in Russland. Dort werden vor allem jene Fälle gelistet, in denen das Coronavirus als Todesursache aufgeführt ist.
Das russische Statistikamt erfasst Medien zufolge allerdings auch kontroverse Fälle. Zum Beispiel wenn jemand mit einer Corona-Infektion stirbt, auf dem Totenschein aber etwa Herzversagen steht. Seit April habe die Behörde aufgehört, die Todesursachen monatlich aufzulisten, schrieb «RBK».
Russisches Gesundheitssystem überlastet
Der Kreml hatte mit Blick auf Medienberichte über eine sehr hohe Übersterblichkeit erklärt, dass die Angaben genau analysiert werden müssten. Experten weisen zudem darauf hin, dass es auch Todesfälle wegen einer Überlastung des Gesundheitswesens gebe. Wichtige Operationen müssten etwa abgesagt werden.
Die Sterblichkeit habe in den ersten zehn Monaten dieses Jahres 9,7 Prozent über dem Wert des Vorjahreszeitraums gelegen. So sagte die Vize-Regierungschefin Tatjana Golikowa vergangene Woche.
Trotz hoher Infektions- und Sterbezahlen gibt es in Russland anders als im Frühjahr keinen Lockdown. Der Kreml spricht von einer schwierigen, aber kontrollierbaren Lage. Russland verzeichnete am Mittwoch nach offiziellen Angaben 26'509 Neuinfektionen und 596 Todesfälle.