Coronavirus: So erleben Italiener vor Ort die Proteste
In Italien traten am Montag neue Regeln gegen das Coronavirus in Kraft. Der Unmut in der Bevölkerung ist deutlich zu spüren. Ein Italiener in Mailand berichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- In Italien kam es kürzlich zu Protesten gegen die Corona-Massnahmen.
- Dabei gab es auch Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Demonstranten.
- Sergio Delmastro, ein in Mailand wohnhafter Italiener, berichtet über die Lage.
Auch in Italien gab es kürzlich Proteste gegen die Corona-Massnahmen. Dabei kam es auch zu Ausschreitungen und einigen Festnahmen wie auch Verletzten. Ein Italiener vor Ort berichtet, wie er die Proteste erlebt – und wie die Menschen mit der Lage umgehen.
In Italien wurden vor Kurzem die Massnahmen gegen das Coronavirus verschärft. So sind seit Montag alle Restaurants und Bars ab 18 Uhr für Gäste geschlossen. Kinos, Theater, Fitnessstudios, Bäder, Skiresorts und Konzerthallen dürfen gar nicht mehr öffnen. Dies ruft Unmut in der Bevölkerung hervor.
Coronavirus: Rechts- und Linksextreme mischen sich in Proteste ein
Doch welche Menschen gehen überhaupt auf die Strasse? Sergio Delmastro (68), ein in Mailand wohnhafter Italiener, erklärt: «Menschen, die finanziell unter den Massnahmen leiden und sich existenziell bedroht fühlen.»
Ein Problem stellen sie allerdings nicht dar, führt er aus. Diese Proteste bleiben friedlich. Schwierig wird es, wenn rechtsextreme Gruppen «mit Eskalation als Ziel» in die Proteste eindringen. So werde vermutet, das unter anderem auch «Forza Nuova» und «Casa Pound» daran beteiligt sind.
Einmischung ist «bekanntes Muster»
Doch nicht nur rechte, sondern auch linke Extremisten seien involviert gewesen. «Zu den eskalierenden, randalierenden Gruppierungen gehören gemäss italienischen Medien auch Ultras», ergänzt er.
Seine persönliche Einschätzung: «Diese Gruppen nutzen einen friedlichen Protest als Vorwand, um gewalttätig zu werden – ein bekanntes Muster», so Delmastro.
«Leute haben Angst, aber nicht direkt vor dem Virus selbst»
Die Stimmung der Menschen in Italien sei jedoch generell nicht sehr freudig: Nach drei Monaten Lockdown haben die meisten keine Lust auf eine zweite solche Erfahrung, meint der 68-Jährige. «Die Leute haben wahrscheinlich Angst, aber wohl nicht direkt vor dem Virus selbst.»
Er selbst fühle sich nicht beängstigt, sondern eher traurig. «Ich fühle mit all jenen mit, die unter der Verschärfung der Pandemie leiden, auch, was ihre Arbeit betrifft.»