Coronavirus und Klimavorgaben machen Autobauern zu schaffen

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Deutschland,

Die deutschen Autobauer sehen sich von mehreren Seiten unter Druck: Sie müssen den Wandel zur E-Mobilität bewältigen und die CO2-Emissionen ihrer Flotten reduzieren - sonst drohen Strafen der EU. Nun kommen die Folgen des Coronavirus hinzu.

Nach der Absage des Genfer Autosalons hat BMW die Weltpremiere des vollelektrischen Concept i4 ohne Publikum in München gefeiert und im Internet übertragen. Foto: -/BMW AG/dpa
Nach der Absage des Genfer Autosalons hat BMW die Weltpremiere des vollelektrischen Concept i4 ohne Publikum in München gefeiert und im Internet übertragen. Foto: -/BMW AG/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die deutschen Autobauer wollen sich von schärferen Abgasgrenzwerten und dem Ausbruch des Coronavirus nicht vom Kurs abbringen lassen.

Trotz der Absage der Genfer Automesse präsentierten BMW, Mercedes und Volkswagen am Dienstag in Wolfsburg, München und Stuttgart ihre Neuheiten und machten klar, wie sie sich das laufende Jahr vorstellen. Ab diesem Jahr drohen Milliardenstrafen der EU, wenn der Ausstoss des klimaschädlichen Kohlendioxid (CO2) bei den verkauften Autos in Europa nicht deutlich sinkt. Die drohenden Auswirkungen der Corona-Epidemie verschlechtern für die Manager nun aber mindestens die Sicht.

Nach den wegen der Lungenkrankheit Covid-19 verlängerten Neujahrsfeierlichkeiten in ihrem wichtigsten Einzelmarkt China sehen sich die Unternehmen zwar in der Produktion wieder in der Spur. Beim Verkauf von Autos im Land dürfte aber in den ersten beiden Monaten ein dickes Minus stehen, wie Daimler-Chef Ola Källenius und BMW-Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse durchscheinen liessen. Zipse sprach von einer deutlichen Absatzdelle im Februar. Ausserhalb von China sieht der Manager aber bisher keine Auswirkungen. Bei der Absatzprognose, die ein leichtes Plus verspricht, bleiben die Münchener denn auch. Auch bei Daimler sind die weltweiten Aktivitäten laut Källenius derzeit noch nicht nennenswert beeinträchtigt.

Die Hersteller haben lange gewartet, Vollgas zu geben bei der Elektromobilität, die den grossen Schub bringen soll bei der Reduktion von Flottenabgasen von Pkw. Nun ist es fünf vor zwölf. BMW will seine CO2-Emissionen dieses Jahr von rund 128 Gramm je gefahrenem Kilometer um 20 Prozent auf etwas über 100 Gramm senken.

Auch Daimler-Chef Källenius setzt sich nun 20 Prozent weniger Abgase zum Ziel - allerdings ist der Weg von 137 Gramm aus deutlich weiter. Dazu soll der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge dieses Jahr vervierfacht und kommendes Jahr noch einmal verdoppelt werden, Verbrenner wie die neue E-Klasse werden mit der sparsameren sogenannten Mild-Hybrid-Technologie ausgerüstet. Dieses Jahr werden zudem Kompaktmodelle stärker mit Plug-in-Hybridantrieben angeboten, in Deutschland meist in Verbindung mit einem Dieselmotor, wie Entwicklungschef Markus Schäfer sagte.

Die Pkw-Sparte Mercedes-Benz sei in Schlagdistanz zu den Zielen, sagte Källenius in Stuttgart. Für jeden Hersteller gelten je nach Modellangebot eigene Ziele, die unter anderem wegen der Schwere der Autos variieren und auch erst im Nachhinein feststehen. «Wir haben die richtigen Produkte in der Pipeline, um das zu schaffen», sagte Källenius in einer Telefonkonferenz.

Bereits im Februar auf der Bilanzpressekonferenz hatte Källenius eingeräumt, dass das kein Spaziergang wird und er das Erreichen nicht garantieren könne. Auch Daimler rechnet für die Pkw-Flotte mit einem zu erreichenden Grenzwert von «etwas oberhalb von 100 Gramm».

BMW-Chef Oliver Zipse ist dagegen davon überzeugt, dass die Münchener Strafen vermeiden. «Ich kann ihnen und unseren Kunden versichern: Wir werden die harten europäischen CO2-Ziele 2020 und 2021 erfüllen», sagte er in München bei der Präsentation des vollelektrischen Coupés i4. Das Auto soll ab 2021 neben den positiven Effekten für die CO2-Bilanz auch den US-Elektroautopionier Tesla mit seinen erfolgreichen Modellen in Schach halten. BMW hatte angekündigt, dass dieses Jahr in Europa rund 140 000 elektrifizierte Autos verkauft werden sollen, davon 40 000 vollelektrisch. Kommendes Jahr soll dann jedes vierte von rund einer Million Autos auf dem Heimatkontinent einen Elektromotor haben.

Zipse bekräftigte, dass BMW mit jedem Elektroauto auch Geld verdienen und profitabel sein wolle. Die Einführung der Elektromodelle sei bei der Profitabilität «beherrschbar». Zudem komme BMW bei seinem auf vier Jahre bis Ende 2022 und insgesamt 12 Milliarden Euro schweren Sparpaket schneller voran als gedacht. Eine neue Prognose will der Dax-Konzern am 18. März auf der Bilanzpressekonferenz vorlegen.

Volkswagen will den ersten vollelektrischen SUV ID4 noch dieses Jahr starten lassen, nachdem das Golf-ähnliche Massenmarktmodell ID3 ab diesem Sommer bei den Händlern stehen soll. «Produzieren und verkaufen werden wir den ID4 in Europa, China und den USA», sagte der bei der Marke VW fürs Tagesgeschäft zuständige Manager Ralf Brandstätter. Wie auch der in Zwickau gebaute ID3 steht der ID4 auf der Basis der neuen Elektroplattform MEB, die einheitliche Technik für verschiedene Modelle liefern soll. Im US-Werk in Chattanooga (Tennessee) rüstet VW die Produktion auch für Elektroantriebe auf.

Gerade VW setzt zu grossen Teilen auf den vollelektrischen Antrieb, um seine Flottenemissionen zu senken. VW-Chef Herbert Diess sieht darin den effizientesten Weg, den CO2-Fussabdruck des Konzerns zu mildern. Die süddeutschen Premiumhersteller hingegen sind bei schwereren Automodellen stark, für die BMW und Daimler weiter grosses Potenzial von Verbrennermotoren und Plug-in-Hybriden sehen.

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