Der auf offener Strasse niedergeschossene Journalist Peter R. de Vries ist eine wichtige Figur in einem grossen und gefährlichen Prozess gegen die Drogenmafia.
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Peter de Vries ist eine Schlüsselfigur im grössten niederländischen Prozess gegen die Drogenmafia. - ANP/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • In Amsterdam wurde ein prominenter Crime-Reporter auf offener Strasse niedergeschossen.
  • Peter R. de Vries war Vertrauensperson im grössten Drogen-Gerichtsfall der letzten Jahre.
  • Es ist nicht der erste Anschlag auf Schlüsselfiguren im berüchtigten «Marengo»-Prozess.
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Ein Mordanschlag auf den prominenten Kriminalreporter Peter R. de Vries erschütterte gestern Abend die Niederlande. Der Journalist war am Dienstagabend beim Verlassen eines TV-Studios im Zentrum von Amsterdam auf offener Strasse niedergeschossen worden. Kollegen, Königspaar und Politik reagierten entsetzt auf den Anschlag.

Polizeistreife verpasste Anschlag um wenige Sekunden

Augenzeugen berichteten von mehreren Schüssen, die aus nächster Nähe auf de Vries abgegeben wurden. Im Netz kursiert ein Video einer Überwachungskamera, das den Anschlag zeigen soll. De Vries, im grauen Anzug, geht die Strasse entlang, schaut dabei auf sein Handy und verschwindet aus dem Bildausschnitt.

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Die Bilder einer Überwachungskamera zeigen diesen Mann, der dem Journalisten folgt. Kurz darauf sind mehrere Schüsse zu hören. - Screenshot YT

Dann schliesst ein kleiner Mann mit Motorradhelm von hinten zu ihm auf. Tragisch: Eine Polizeistreife ist ebenfalls kurz zuvor im Bild zu sehen, sie verpasst den Angreifer nur um wenige Sekunden. Kurz darauf ertönen vier bis fünf Schüsse. Augenzeugen beschreiben den Täter in den niederländischen Medien als «zierlich», er habe schwarze Kleidung getragen.

Ein anderes Video zeigt, wie de Vries unmittelbar danach blutend auf dem Boden liegt. Eine Frau eilt zu ihm, versucht ihn anzusprechen, der Journalist ist offenbar noch nicht tot. An einer Pressekonferenz am späten Abend sagte Bürgermeisterin Femke Halsema: «In diesem Moment wissen wir nur, dass Peter R. de Vries um sein Leben kämpft.»

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Der Ort des Anschlags in Amsterdam. - Keystone

Gemäss eigenen Angaben nahm die Polizei drei Verdächtige fest, darunter auch den mutmasslichen Schützen. Einer der Festgenommenen sei jedoch bereits wieder freigelassen worden. Über die Hintergründe schweigen die Behörden aber, stattdessen wurde eine Sonderkommission in Zusammenarbeit mit der Anti-Terrorismusbehörde eingesetzt.

De Vries war Vertrauensperson im Marengo-Prozess

Das hat seinen Grund: de Vries ist der führende Kriminalreporter der Niederlande. Er tritt regelmässig auch als Sprecher von Opfern oder Zeugen bei Prozessen auf. Aktuell ist er die Vertrauensperson des Kronzeugen im «Marengo»-Prozess. Ob der Anschlag im Zusammenhang mit dem Fall steht, ist noch nicht bewiesen.

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De Vries auf dem Weg zu einer Anhörung im Marengo-Prozess im Februar 2019. - Keystone

In dem Prozess stehen einige der gefürchtetsten Kriminellen der Niederlande vor Gericht. Es geht um Drogenhandel, Mord und viel, viel Geld. Verteidiger, Staatsanwälte und Richter bleiben anonym, weil sie um ihr Leben fürchten müssen. Bereits 2019 wurden ein Rechtsanwalt sowie der Bruder des damaligen Kronzeugen in Amsterdam erschossen.

Gang Parole: «Wer redet, geht»

Als Kopf der «Moccromafia» gilt Ridouan Taghi. Der skrupellose Marokkaner war bis zu seiner Festnahme in Dubai im Dezember 2019 eine der meistgesuchten Personen Europas. Er schloss sich mit der italienischen Camorra, einem wichtigen irischen Gang-Anführer sowie einem grossen bosnischen Drogenhändler zusammen. So erschuf er eines der grössten Drogenkartelle der Welt.

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Ridouan Taghi galt jahrelang als einer der meistgesuchten Verbrecher Europas. Für Hinweise bezahlte Interpol bis zu 100'000 Euro Belohnung. - Interpol

Taghi kontrollierte praktisch die gesamte Kokain-Produktion Perus sowie rund ein Drittel des gesamten Handels in Europa. Das alles hatte die US-Drogenbehörde DEA herausgefunden und den europäischen Geheimdiensten gesteckt. Die niederländische Staatsanwaltschaft bezeichnet die Bande als «gut geölte Tötungsmaschine».

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Niederländische Polizisten entdeckten die Folterkammer in einem umgebauten Seecontainer. Foto: -/Politie Landelijke Eenheid/dpa - dpa-infocom GmbH

In den Niederlanden werden der Bande mehrere Morde vorgeworfen. Die Bilder einer ihrer isolierten Folterkammer gingen letzten Sommer um die Welt. Damals gelang der Polizei ein entscheidender Schlag gegen die Drogen-Mafia: Sie jubelte ihnen Handys unter, bei denen sie die Nachrichten mitlesen konnten. In ganz Europa wurden neben Taghi in einer koordinierten Aktion zahlreiche Kriminelle festgenommen.

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