Der Song hat es in sich: Danger Dans «Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt» ist für viele ein Polit-Pop-Meisterstück. Auch beim Preis für Popkultur räumt der Sänger und Pianist damit jetzt ab.
Musiker Danger Dan, Musiker hat beim «Preis für Popkultur» abgeräumt. Foto: Fabian Sommer/dpa
Musiker Danger Dan, Musiker hat beim «Preis für Popkultur» abgeräumt. Foto: Fabian Sommer/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Ob Pop-Fans, Musikkritiker oder politisch engagierte Bürger: Auf Danger Dan können sich dieses Jahr viele einigen.
Ad

Mit seinem Album «Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt» und dem gesellschaftskritischen Titelsong hat der 38-jährige Sänger, Rapper und Pianist den Polit-Pop wiederbelebt und die Charts gestürmt, klare Kante gegen Rechts gezeigt und nun auch bei der Verleihung des begehrten Preises für Popkultur abgeräumt.

Daniel Pongratz alias Danger Dan, ansonsten in der Deutsch-Rap-Band Antilopen Gang aktiv, war als Solist in vier Kategorien nominiert und gewann gleich drei Auszeichnungen. Seine Ode an die «Kunstfreiheit» - eine bissig-verschmitzte Attacke auf Vertreter der rechten Szene in Deutschland, aber strikt im Rahmen des juristisch Erlaubten - war für die Popkultur-Jury das Lieblingslied und das Lieblingsalbum des Jahres. Ausserdem wurde er am Mittwochabend in Berlin als Lieblings-Solokünstler geehrt.

«Er hat sich irgendwann dafür entschieden, dass Kunst politisch sein kann», sagte Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel in seiner Laudatio. Ein Beispiel für Danger Dans deutliche Ansage gegen rechte Tendenzen: «Faschisten hören niemals auf, Faschisten zu sein», singt er in dem preisgekrönten Klavierstück - und verbindet den Slogan in Konjunktiv-Sätzen mit konkreten Namen.

In einer kurzen Ansprache wollte sich der 1983 in Aachen geborene Musiker «besonders bedanken bei der Antifa, die das alles schon seit Jahrzehnten gesagt hat». Er fügte hinzu: «Was ich an Feedback bekommen habe, ist, dass Leute gesagt haben: Endlich sagt es mal einer.» Dabei sei das Stück musikalisch «kein besonders grosses Werk», sondern in puncto Melodieführung «sehr einfach».

Pongratz hatte das Lied, begleitet vom Klassik-Starpianisten Igor Levit, im Frühjahr auch in der Fernsehsendung «ZDF Magazin Royale» von Jan Böhmermann vorgestellt, das Album erreichte im Mai Platz 1 der deutschen Charts.

Im Album-Song «Das schreckliche Buch» nahm sich Danger Dan absurde «Querdenker» und teils antisemitische Verschwörungstheoretiker vor. Rechtsextremismus und Antisemitismus machten ihn «einfach sauer, und ich finde das total anstrengend, nicht darauf zu reagieren», sagte der Sänger Mitte September beim Forstrock-Festival in Jamel (Mecklenburg-Vorpommern).

Kritikerpreis in Hamburg

Schon vor zwei Wochen hatte Danger Dan einen der wichtigsten Kritikerpreise der deutschen Musikszene erhalten. Beim Hamburger Reeperbahn-Festival nahm er den «VIA–VUT Indie Award» der unabhängigen Musikbranche als «Bester Act» entgegen und erhielt zudem mit seiner Band eine Auszeichnung als «Best New Music Business» für das Label Antilopen Geldwäsche. Rockmusiker-Kollege Thees Uhlmann nannte Danger Dan in seiner Lobeshymne eine «Leuchtrakete der Lyrik».

Bei den Lieblingsbands gab es in der Popkultur-Gala am Mittwoch eine Preisteilung: Punktgleich wurden Giant Rooks («Rookery») und Die Ärzte («Hell») ausgezeichnet. Als hoffnungsvollste Newcomerin gilt die junge Hamburgerin Zoe Wees («Golden Wings»). Markus Ganter (AnnenMayKantereit, «12») ist Lieblingsproduzent in diesem Jahr.

Einen «Lifetime Achievement Award» erhielten die No Angels («Daylight in Your Eyes», «20»). Und als spannendste Idee des Jahres wurde die Kampagne #DeutschrapMeToo ausgezeichnet, die gegen Missbrauch in der Branche kämpft.

Der Preis für Popkultur wurde 2016 zum ersten Mal verliehen. Musikschaffende hatten ihn als eine Alternative zu kommerziellen Trophäen gegründet. Die Auszeichnung ist ein Jurypreis, er wird im Namen von rund 800 Mitgliedern des Vereins zur Förderung der Popkultur vergeben. Gefördert werden sollen Vielfalt, herausragende Verdienste und Leistungen in der Popkulturszene.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

RechtsextremismusMusikerKunstGalaRapZDF