Der grosse Ansturm auf Rom – Heiliges Jahr steht vor der Tür

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Italien,

Am 24. Dezember eröffnet Papst Franziskus das Heilige Jahr der katholischen Kirche. Seit knapp drei Wochen ist alles für diesen festlichen Akt vorbereitet.

Papst Franziskus
Aus dem Apostolischen Palast hat der Papst einen guten Blick auf den Weihnachtsbaum. (Archivbild) Vatican Media/IPA via ZUMA Press/dpa - dpa

Seit Monaten fiebert und stöhnt Rom einem ganz besonderen Datum entgegen: Am 24. Dezember wird dort wie in vielen Teilen der Welt nicht nur Heiligabend begangen, sondern Papst Franziskus eröffnet zudem das Heilige Jahr der katholischen Kirche, auch Jubeljahr oder von Italienern «Giubileo» genannt. Der Pontifex tritt dann, gekleidet in liturgische Gewänder, an die Heilige Pforte am Petersdom und öffnet sie in einer ehrwürdigen Zeremonie.

Seit knapp drei Wochen ist alles für diesen festlichen Akt vorbereitet: Handwerker der vatikanischen Dombauhütte brachen im uralten Ritus der «recognitio» die Mauer auf, die die schwere Bronzetür im Innern des Petersdoms versiegelt. Sie entnahmen eine Kassette mit den Schlüsseln und Türklinken der Pforte sowie Pergamenten, goldenen Steinen und Medaillen.

Heilige Jahre in der Regel nur alle 25 Jahre

Die Heilige Pforte, von aussen betrachtet der ganz rechte der fünf Eingänge des Petersdoms, wird selten geöffnet, in der Regel alle 25 Jahre. Das ist der Rhythmus, in dem Heilige Jahre eigentlich begangen werden. Es gibt jedoch Ausnahmen. Denn der Papst kann auch sogenannte ausserordentliche Heilige Jahre ausrufen, wie 2015.

Die Pforte wird nach einem Heiligen Jahr wieder geschlossen, versiegelt und von innen zugemauert. Dieses Jubeljahr dauert einige Tage länger als ein reguläres Kalenderjahr: Es beginnt zunächst an diesem 24. Dezember, zieht sich über das gesamte Jahr 2025 und endet offiziell am 6. Januar 2026.

Nach katholischem Verständnis können Gläubige im «Giubileo» durch Gebet und Busse einen Ablass ihrer Sünden erlangen. Dazu gehört auch die Wallfahrt nach Rom sowie das Durchschreiten Heiliger Pforten in der Ewigen Stadt.

Ein Mensch erlebt in seinem Leben nur wenige Heilige Jahre. In der langen Geschichte Roms ist das kommende nur eines unter vielen: Papst Bonifaz VIII. rief 1300 das erste «annus iubilaeus» aus. Eigentlich sollte es sich alle 100 Jahre wiederholen, die Frequenz wurde jedoch erst auf 50, dann 33 und schliesslich 25 Jahre verkürzt. 2000 fand das letzte ordentliche «Giubileo» statt.

Rom erwartet riesigen Pilger-Andrang

Mehr als 30 Millionen zusätzliche Besucher werden 2025 in Rom erwartet – viele von ihnen werden auch die Pforte im Petersdom durchschreiten. Eine riesige Herausforderung für Italiens Hauptstadt, die schon in normalen, nicht-heiligen Zeiten fast aus allen Nähten platzt vor Besuchern und Pilgern.

Wie gross der Andrang bereits in der Vergangenheit war, zeigt ein Vorfall auf der Engelsbrücke aus dem Jubeljahr 1450: Durch das ständige Nachrücken der Menschenmassen auf die Brücke, die aus dem Zentrum Roms Richtung Petersplatz führt, kam es zu einer Massenpanik. Unter dem Gewicht der Menschen brach die Brücke zusammen, fast 200 Pilger ertranken im Tiber.

Vollkommener Ablass für Pilger nach Rom

Das Heilige Jahr ist mit einem vollständigen Ablass verbunden. Gläubigen, die nach Busse und Kommunion die Heilige Pforte durchschreiten, winkt nach katholischem Verständnis der Ablass, also der Nachlass der sogenannten Sündenstrafen. Das heisst demnach etwa eine Verkürzung oder Aufhebung der Zeit im Fegefeuer. Ein Ablass ist daher vergleichbar mit einer Amnestie.

In Rom öffnen nach dem 24. Dezember auch die anderen drei Papstbasiliken ihre Heiligen Pforten: die Lateranbasilika, Sankt Paul vor den Mauern und Santa Maria Maggiore. Für dieses Heilige Jahr will Franziskus auch erstmals eine «porta santa» in einem Gefängnis in Rom öffnen – eine symbolische Geste, setzt sich Franziskus doch seit jeher dafür ein, dass verurteilten Straftätern vergeben wird und sie in die Gesellschaft wiedereingegliedert werden.

Hoffen, dass alles gut gehen wird

In den vergangenen Monaten liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Rom putzte sich heraus und holte nach, was lange liegen blieb. Die Stadt versank im Baustellen-Chaos: Die marode Infrastruktur musste zumindest halbwegs auf Stand gebracht werden, auch berühmte Sehenswürdigkeiten wie der Trevi-Brunnen oder die Engelsbrücke wurden noch schnell hübsch gemacht.

Ein Vierteljahrhundert hatte Rom Zeit, um sich nach dem letzten Jubeljahr auf das aktuelle Heilige Jahr vorzubereiten. Dennoch liess es die Stadtverwaltung auf den letzten Drücker ankommen. Im Eiltempo wurden nur einige Monate vor Eröffnung des Jubeljahres Strassen und Tramgleise aufgerissen und erneuert, Plätze abgesperrt und saniert, neue Busse gekauft und U-Bahnlinien renoviert.

Viele Römer treibt trotz all der Vorbereitungen die Sorge um, dass die vom Massentourismus geplagten Stadt dem Ansturm der Millionen Besucher nicht gewachsen sein könnte und ein Chaos ausbricht. Da trifft sich jedoch das vom Papst ausgerufene Motto dieses Heiligen Jahres gut: «Peregrinantes in Spem – Pilger der Hoffnung» – hoffen, dass alles gut gehen wird.

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