Deutsche Polizei verprügelt unschuldigen Uni-Dozenten
Dieser Irrtum hat böse Folgen: Weil das deutsche Spezialeinsatzkommando die falsche Wohnung betritt, wird ein Unschuldiger verprügelt. Die Folgen sind schlimm.

Das Wichtigste in Kürze
- In Bielefeld wird 2023 ein unschuldiger Uni-Dozent von der Polizei blutig geschlagen.
- Die Spezialkräfte verwechseln die Tür. Seiner Frau halten sie eine Waffe an den Kopf.
- Zwei Jahre später spürt das Ehepaar die physischen und psychischen Folgen noch immer.
Ein grober Polizei-Fehler verändert das Leben eines iranischen Paares in Bielefeld (D) aus dem Nichts.
Ein unschuldiger Universitätsdozent wird im März 2023 während eines Polizeieinsatzes in Bielefeld schwer verletzt. Dabei will das Spezialeinsatzkommando (SEK) eigentlich einen tätowierten Rocker festnehmen.
Doch durch eine fatale Adressverwechslung stürmen sie die Wohnung von Dr. Amir Jahanian-Najafabadi (37) und Dr. Hadis Imani (36).

Die Beamten brechen mitten in der Nacht gewaltsam in das Zuhause des Ehepaars ein und greifen den ahnungslosen Neurowissenschaftler an.
«Es gab eine ohrenbetäubende Explosion. Als ich aufstand, erkannte ich hinter der Milchglastür unseres Schlafzimmers bewaffnete, maskierte Männer. Ich wusste nicht, wer die sind.»
«Ich dachte: Jetzt sterbe ich», erinnert sich der Betroffene bei der «Bild»-Zeitung.
Pistole am Kopf der Frau
Die Einsatzkräfte zerstören die Glastür zum Schlafzimmer. «Sie stürmten auf mich zu, warfen mich auf das Bett, das unter mir zerbrach. Dann schlugen sie mir unzählige Male ins Gesicht.»
Der Dozent wird mit Kabelbindern gefesselt. Und: «Meiner Frau hielten sie eine Pistole an den Kopf. Als ich fragte, wer sie seien, sagten die Männer, dass sie es später erklären würden.»

Der Fehler wird dem SEK erst später bewusst: «Sie sagten mir den Namen des Gesuchten. Als ich ihnen sagte, dass ich Dr. Amir Jahanian-Najafabadi heisse, bemerkten sie ihren Irrtum.»
Schlimme Folgen auch zwei Jahre danach
Das Spezialeinsatzkommando hinterlässt ein Bild der Verwüstung und einen schwer verletzten Dozenten, der später ins Spital muss.
Ein Beamter soll ihm noch einen Finger in den Mund gesteckt haben, um zu überprüfen, ob Zähne herausgeschlagen wurden. «Es war einfach nur demütigend», sagt das Opfer.
«Dann wischten sie mir das Blut aus dem Gesicht und verschwanden.»
In einer Mitteilung der Polizei hiess es später: «Die Polizei Bielefeld bedauert es sehr, dass bei einem Polizei-Einsatz ein Unbeteiligter verletzt wurde.»
Die Vorwürfe unverhältnismässiger Gewalt der Einsatzkräfte lasse man strafrechtlich überprüfen. Die Polizeipräsidentin entschuldigt sich nach dem verheerenden Fehler persönlich.
Zwei Jahre später leiden Dr. Jahanian-Najafabadi und seine Frau noch immer unter den Folgen – sowohl physisch als auch psychisch. Der Uni-Dozent kann kaum laufen und verspürt beim Kauen Schmerzen. Dazu nimmt er starke Medikamente.
Seine Ehefrau kann – wie auch der Neurowissenschaftler – nur noch mit Licht einschlafen.
Kein Einzelfall
Bis heute hat das Paar nur eine Entschädigung für Hotelübernachtungen und zerstörtes Inventar erhalten. Schmerzensgeld wurde bisher nicht gezahlt – das Paar fühlt sich im Stich gelassen.
Der Vorfall in Bielefeld ist nicht der einzige dieser Art: Laut Polizei soll das SEK in den letzten fünf Jahren alleine in Nordrhein-Westfalen fälschlicherweise 17 Wohnungen gestürmt haben.