Deutscher sitzt seit einem Monat im Putin-Knast

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Russland,

Ein Deutscher wurde wegen Cannabis-Gummibärli in Russland verhaftet. Ein Experte vermutet, dass Moskau so eigene Gefangene aus dem Ausland freibekommen will.

Russland
Patrick S. wurde in Russland wegen cannabishaltiger Gummibärchen inhaftiert. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der deutsche Patrick S. sitzt seit einem Monat wegen Drogen-Gummibärchen in Haft.
  • Laut einem Experten inhaftiert Russland gezielt Ausländer.
  • Der Kreml will sie dann gegen russische Gefangenen im Ausland austauschen.

Den Besuch einer über das Internet kennengelernten Frau in Russland endet für einen Deutschen im Gefängnis: Patrick S. (38) wurde vor einem Monat am Flughafen in Sankt Petersburg verhaftet, weil er cannabishaltige Gummibärchen dabeihatte. Seither sitzt er im Gefängnis, seine Untersuchungshaft wurde laut der Nachrichtenagentur Tass bis Mitte April verlängert.

Hinter der Verhaftung des deutschen Staatsbürgers könnte laut einem Experten eine Strategie des Kremls stecken. «Es ist davon auszugehen, dass Russland Ausländer als politisches Faustpfand oder als Geiseln verhaftet.» Dies sagt Jan Behrends, Geschichtsprofessor an der Europa-Universität Viadrina, zur «Bild». So könnten sie dann gegen eigene Gefangene ausgetauscht werden.

Patrick S.
Wegen diesen Gummibärchen mit Cannabis wurde der Deutsche Patrick S. in Russland festgenommen. - keystone

Behrends nennt ein mögliches Tausch-Ziel Russlands: der «Tiergarten-Mörder» Wadim Krassikow. Der russische Geheimdienstmitarbeiter tötete 2019 im Berliner Kleinen Tiergarten einen Gegner von Wladimir Putin. Aktuell sitzt er in Deutschland in Haft.

Russland hat diese Strategie schon einmal erfolgreich angewendet: Die US-Basketballspielerin Brittney Griner wurde wegen cannabishaltigen Ölen verhaftet. Nach zehn Monaten in Haft kam sie im Dezember 2022 frei. Im Gegenzug liessen die USA den russischen Waffenhändler Viktor Bout gehen.

Brittney Griner
Die US-Basketballerin Brittney Griner wurde 2022 in Russland verhaftet. Im Austausch gegen einen russischen Waffenhändler kam sie wieder frei. - keystone

Weitere Fälle und Verhaftungen von Ausländern erwartet Experte Behrends. «In Putins Diktatur ist momentan niemand mehr sicher.»

Auch das deutsche Aussenministerium und das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten sind sich der Gefahr bewusst und warnen. «Die Gefahr von willkürlichen Festnahmen in Russland ist sehr gross, auch für deutsche Staatsangehörige», schreibt Berlin. Und das EDA kann «Gegenmassnahmen gegen Schweizer Staatsangehörige» wegen der Sanktionen nicht ausschliessen.

Das deutsche Konsulat in Sankt Petersburg bemüht sich um die Freilassung von Patrick S. – bislang aber erfolglos. Sollte er verurteilt werden, drohen ihm bis zu sieben Jahre Haft.

Kommentare

Marcel Fretz

Jetzt hat sich es ausgestichelt: Morgen gewinnt Putin. Grossartiger Präsident, grossartiges Russland.

User #1070 (nicht angemeldet)

"Wie der nasse Regen in Afrika fällt, fragt man sich manchmal, ob der Himmel vergessen hat, den Wasserhahn abzudrehen. Die Strassen werden zu kleinen Flüssen, Regenschirme werden zu unverzichtbaren Accessoires und die Frisuren der Menschen sehen aus, als wären sie von einem wilden Wirbelwind attackiert worden. Aber hey, zumindest haben die Pflanzen genug zu trinken und die Enten haben endlich wieder einen Grund zur Freude. Also lasst uns alle zusammen singen: 'Regen, Regen, geh' jetzt weg, geh' zurück!'"

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