Die Biene belebt die Nachfrage nach Saatgut

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Deutschland,

Salat, Paprika und Blumen: Viele Hobbygärtner laufen sich jetzt warm. Sie kaufen Jungpflanzen und Samen. Vor allem von einem Trend will die Saatgut-Branche profitieren.

Ein Anzuchtkasten mit Salatsamen. Laut Händlern steigt unter Hobbygärtnern die Nachfrage nach Saatgut und Jungpflanzen. Foto: Monika Skolimowska
Ein Anzuchtkasten mit Salatsamen. Laut Händlern steigt unter Hobbygärtnern die Nachfrage nach Saatgut und Jungpflanzen. Foto: Monika Skolimowska - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit den Händen in der Erde wühlen, eine Samentüte öffnen, das eigene Gemüse ernten: Viele Menschen macht das glücklich.

Verglichen mit der professionellen Landwirtschaft sind Hobbygärtner für die Saatgut-Branche wirtschaftlich eine kleine Grösse.

Nach der Wende brach die Nachfrage nach Saatgut-Tüten ein, doch der Markt entwickelt sich nach Brancheneinschätzung wieder. Händler sprechen von steigender Nachfrage. Und die Biene sorgt für einen Trend.

Das Bild des deutschen Kleingärtners ist nicht mehr so starr wie früher. In Städten schliessen sich junge Leute zusammen und bewirtschaften Flächen. In sozialen Netzwerken wie Facebook gibt es Garten-Gruppen. Auf der Videoplattform Youtube schauen Tausende Nutzer zu, wie Hobbygärtner Pflanzen pikieren, mit Unkraut kämpfen oder Kompost mit der Schubkarre durch den Garten schieben.

In einem Gewächshaus im Berliner Stadtteil Dahlem riecht es nach Erde. Aus dem Boden wachsen Salate - die Saison läuft für Gartenbetriebe schon auf Hochtouren. Gärtner Markus Heiermann ist umringt von Anzuchttöpfen. Einige der Tomatensorten vermehrt das selbst, wie er sagt. Das eigene Saatgut wird nicht verkauft - wohl aber das anderer Firmen.

In dem kleinen Hofladen hängen viele Samentüten an Ständern. «Die Nachfrage steigt», sagt Ladenleiterin Sieglinde Hohmann. Viele Kunden interessierten sich für Sorten abseits von Klassikern. Kleine Firmen haben sich darauf spezialisiert. Ein Ziel: die breite Sortenvielfalt zu erhalten. Noch vor zehn Jahren habe sich kaum jemand dafür interessiert, sagt Hohmann.

Auch anderswo macht sich die Kundengruppe Hobbygärtner verstärkt bemerkbar. Vom grossen Agrar-Händler Baywa in München, dessen Kernzielgruppe eigentlich Landwirte sind, heisst es: «Die Zahl der Privatkunden ist in den letzten Jahren gewachsen.» Der Verkauf von Saatgut laufe über einen Online-Shop und über regionale Standorte. Besonders nachgefragt? Rasensaatgut, Blühmischungen und Bienenweiden. Toom Baumärkte stellen ebenfalls mehr Nachfrage bei Hobbygärtnern nach Jungpflanzen und Samentüten fest. Auch hier spielten Produkte eine Rolle, die Bienen anziehen, aber auch Bio-Qualität, wie es von Unternehmensseite heisst.

Der Trend hin zu Saatgut, das Bienen anlockt, ist wirtschaftlich relevant und spürbar geworden, wie der Industrieverband Garten (IVG) bestätigt. In Deutschland bestehen schon länger Initiativen und Verbände, die das Artensterben von Insekten anprangern. In Bayern zum Beispiel gab es sogar ein zum Schutz der Artenvielfalt. «Bienenfreundlich ist ein Verkaufsargument», teilt die Bingenheimer Saatgut AG mit, die sich auf ökologisches Saatgut spezialisiert hat. Auch von diesem Unternehmen ist insgesamt zu hören: Steigende Nachfrage bei Hobbygärtnern, Online-Verkauf beliebt.

Blickt man Jahrzehnte zurück, so ist der Absatz von Portionssaatgut für Hobbygärtner nach IVG-Angaben im Verlauf stark zurückgegangen. Er sank demnach seit der Wende von rund 210 Millionen Tüten auf derzeit etwa 85 bis 90 Millionen Tüten. Der Verband führt das vor allem auf nachlassende Nachfrage in Ostdeutschland nach der Wende zurück.

In den vergangenen drei, vier Jahren habe sich der Markt aber wieder stabilisiert, heisst es. Es gab demnach Wachstum. Warum? Der IVG-Referent für den Bereich Gartenbau und Umwelt, Arne Hückstädt, erläutert: «Dies liegt an einem deutlich anderen Kaufverhalten gerade der jüngeren Klientel, die weniger Tüten kaufen, aber für attraktive Sorten mehr Geld ausgeben als die damalige Selbstversorgergeneration, gerade auch in Ostdeutschland.»

Hückstädt betont: «Der Trend ist heute nicht das Selbstversorgen, sondern eher das Selbstmachen und Selbstgeniessen. Es gebe kein Revival der bundesweit, sondern eher regionale Trends. Angebaut werde auch viel auf der Terrasse und auf dem Balkon. Der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde bestätigt, dass nicht in allen Regionen Deutschlands die Nachfrage nach Schrebergärten gleich gross sei. Während es in Grossstädten wie Berlin und Hamburg Wartelisten gebe, finde man etwa im Osten auch Leerstand vor.

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