«Die Uhr tickt» —Klimaaktivistinnen appellieren an die EU
Klimaaktivisten wollen, dass die geplanten Milliardenausgaben der Coronafolgen in eine «grüne» Wirtschaft investiert werden. Sie rufen zu klaren Massnahmen auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Klimaschützer fordern eine «grüne» Wirtschaft.
- Die Klimaaktivisten weisen auf das Pariser Weltklimaabkommen hin.
- Eine klare Abkehr vom bisherigen Wirtschaftssystem wird gefordert.
Führende Klimaaktivistinnen um Greta Thunberg haben die Europäische Union zu klaren Massnahmen gegen die drohende Klimakatastrophe aufgerufen.
Von Freitag an geht es auf einem EU-Sondergipfel um den Haushalt der Union und die geplanten Milliardenausgaben. Die Gelder sollen die Folgen der Corona-Krise abfedern. Klimaschützer halten es für entscheidend, das Geld in eine «grüne» Wirtschaft zu investieren.
EU-Staaten sollen Führungsrolle beim Klimakampf einnehmen
Die EU-Staaten hätten sich mit ihren Unterschriften unter dem Pariser Weltklimaabkommen dazu bekannt, eine Führungsrolle beim Klimakampf einnehmen zu wollen. Dies hiess es in einem Schreiben. Das Schreiben hatten neben Klimaforschern auch Unterstützer, wie der Hollywood-Star Leonardo DiCaprio und die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai unterzeichnet.
Und weiter: «Die EU hat dazu die wirtschaftlichen und politischen Möglichkeiten, weshalb es unsere moralische Pflicht ist. Jetzt müssen Sie Ihre Versprechen tatsächlich einhalten.»
Dazu bedarf es nach Ansicht der Klimaschützer einer klaren Abkehr vom bisherigen Wirtschaftssystem. Dieses nach der Corona-Krise wiederaufzubauen, sei genauso absurd, wie es klinge. Denn es befeuere die Klimakrise grundsätzlich.
«Unser derzeitiges System ist nicht ‹kaputt› – das System tut genau das, was es soll. Es kann nicht länger ‹repariert› werden. Wir brauchen ein neues System.»
Beim Corona-Wiederaufbau die Klimakrise ebenso wie die Erkenntnisse der Wissenschaft weiterhin zu ignorieren, stelle einen Betrug an künftige Generationen dar. Und das, obwohl das Investitionsprogramm als «Next Generation EU» bezeichnet werde.
Massnahmen als letzte Chance
Um noch eine Chance zu haben, die Klima- und Umweltkatastrophe abzuwenden, müssen laut Thunberg und Co. dringend einige erste, entscheidende Schritte getätigt werden. Dazu zähle, Investitionen in und Subventionen für fossile Brennstoffe sofort zu stoppen.
Die EU-Mitgliedstaaten müssten sich dafür einsetzen, dass schwere Umweltzerstörung als Verbrechen vor dem Internationalen Strafgerichtshof geahndet werden könne. Und sie müssten ab sofort jährliche CO2-Budgets festlegen. Damit die Zweidrittelchance auf eine Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs unter 1,5 Grad Celsius zu wahren ist.
Ausserdem müssten Klimamassnahmen entwickelt werden. Diese sollen die Arbeiter und die Schwächsten der Gesellschaft schützten sowie alle Formen der ökonomischen, rassistischen und geschlechtsspezifischen Ungleichheit verringerten. Letztlich müsse die Klima- und Umweltkrise endlich als Notfall betrachtet werden.
Einfach werde die Umsetzung von all dem nicht, räumten die Aktivistinnen ein. Dabei werde die Zeit immer knapper. «Um die globale Erhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen, sind die kommenden Monate und Jahre entscheidend», schrieben sie.
Und weiter: «Die Uhr tickt. Ihr Bestes zu tun ist nicht länger gut genug. Sie müssen jetzt das scheinbar Unmögliche tun.»