Diese Fragen bleiben im Fall Julen in Malaga ungeklärt

Stéphanie Hofer
Stéphanie Hofer

Spanien,

Am frühen Samstagmorgen wurde Julen tot aus dem Brunnenschacht in Malaga geborgen. Jetzt laufen die Ermittlungen. Wird vielleicht bald der Schuldige gefunden?

Jose Rosello and Victoria Garcia, die Eltern von Julen.
Jose Rosello und Victoria Garcia, die Eltern von Julen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 13. Januar fällt Julen in Malaga in einen 110-Meter-Schacht.
  • Die Leiche des 2-jährigen Buben wird erst am Samstag geborgen.
  • Die Polizei ermittelt weiter gegen den Brunnen-Bauer.

Wer hat bloss den Stein vom Brunnen entfernt?

Das wird weiter ermittelt. Das Bohrloch, in das Julen gefallen war, befindet sich auf dem Grundstück des Freundes der Cousine von Julens Vater. Ursprünglich hatte es der «Löchergräber» mit einem grossen Stein bedeckt. Und diesen grossen Stein hatten andere Arbeiter auf dem Grundstück wohl bewegt.

Die kleineren Steine, mit denen die Cousine und ihr Mann das Loch anschliessend zugedeckt hatten, waren offenbar nicht stabil genug. Obwohl Julen nur 11 Kilo schwer war, rutschte er durch die Steine.

Weshalb baut man in Malaga überhaupt illegal so tiefe Brunnen?

Wegen Wassermangels. Der Brunnenschacht, in den Julen vor mehr als zwei Wochen gestürzt war, wurde gebaut, um auf illegalem Weg nach Wasser zu suchen. In Spanien ist dies keine Seltenheit – vor allem die letzten Jahre, in denen es im Land kaum regnete.

Besitzer von Fincas und Grundstücken bauen deshalb oft solche Brunnen und suchen nach Wasser. Um dessen Abdeckung kümmert sich anschliessend nicht der professionelle «Löchergräber», sondern der Besitzer des Grundstücks.

Der Wagen, der Julens Leiche abtransportierte.
Der Wagen, der Julens Leiche abtransportierte. - dpa

Wird der Erbauer zur Rechenschaft gezogen?

Möglich. Alfonso Gomez de Celis, Regierungsdelegierter in Andalusien, erklärte, dass gegen den Erbauer des illegalen Bohrschachts Ermittlungen eingeleitet wurden.

Ein Rettungshelikopter, der den Arbeitern Materia gebracht hat.
Ein Rettungshelikopter, der den Arbeitern weiteres wichtiges Material gebracht hat. - dpa

Haben die Einsatzkräfte vor Ort versagt?

Diese Frage bleibt, die Kritik ist jedenfalls gross. Zwischen 50 und 60 Arbeiter, Feuerwehrleute und Sanitäter halfen bei der Bergung Julens mit. Komplett waren rund 300 Personen an den Rettungsarbeiten beteiligt. Und trotz der ständigen Kritik blieben die Arbeiter positiv.

Der Präsident des Feuerwehrverbandes von Malaga, Francisco Delgado Bonilla, sagte: «Man hat eine sehr anspruchsvolle Arbeit, für die man eigentlich Monate braucht, in Tagen geschafft.»

Warum haben Julens Eltern José und Victoria den Kleinen aus den Augen gelassen?

Wegen einem Telefonanruf. Es ist Samstag, der 13. Januar. Der zweijährige Julen ist zusammen mit seinen Eltern José Rosello and Victoria Garcia zu Besuch bei dessen Cousine in Totolan, Malaga. Dort wollen sie alle zusammen draussen picknicken.

Julen sitzt einige Meter von seinem Vater entfernt auf dem Boden. In seinen Händen hält er eine Tüte Gummi-Würmchen. Die Mutter, die zu dieser Zeit auf ihn schaut, bekommt einen Anruf auf ihr Handy. Sie bittet ihren Mann, kurz auf den Kleinen aufzupassen.

José kocht gleichzeitig über einem offenen Feuer Reis für die Paella. Nur wenige Sekunden lässt er seinen Sohn aus den Augen – einige verheerende Sekunden. Denn als José erneut aufblickt, ist Julen bereits ins Loch gestürzt und verschwunden.

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