Mario Draghi

Draghi und sein Kabinett stehen vor vielen Herausforderungen

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Italien,

Mario Draghi und sein Kabinett haben am Sonntag ihre Arbeit aufgenommen. Beim Corona geschwächten Italien ist nun schnelles Handeln gefragt.

Mario Draghi
Italiens designierter Regierungschef Mario Draghi setzt seinen Mund-Nasen-Schutz auf, nachdem er zu den Journalisten nach einem Treffen mit Italiens Präsidenten Mattarella im Präsidentenpalast gesprochen hat. - sda - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Samstag wurde Mario Draghi zum neuen italienischen Regierungschef vereidigt.
  • Nun haben er und sein parteiübergreifendes Einheitskabinett ihre Arbeit aufgenommen.
  • Medienberichten zufolge sei eines seiner ersten Ziele das Ende alter Rivalitäten.

In Italien haben der neue Regierungschef Mario Draghi und sein parteiübergreifendes Einheitskabinett ihre Arbeit für einen Neustart des von Corona geschwächten Landes aufgenommen. Welchen Kurs der frühere Zentralbankchef genau steuern will, dazu schwieg er sich bis Sonntag in der Öffentlichkeit aus.

Nach Medienberichten forderte der 73-Jährige beim ersten Kabinettstreffen kurz nach dem Amtseid am Samstag das Ende alter Rivalitäten. Die Zeitung «La Repubblica» sieht um Draghi eine Einsatztruppe der «liebsten Feinde» versammelt.

Regierung des Umweltschutzes

«Unsere Regierung wird eine des Umweltschutzes sein.» So zitierten Zeitungen am Sonntag den früheren Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) aus dem Treffen mit den 23 Ministern und Ministerinnen im Palazzo Chigi.

Es dauerte laut Pressemitteilung nur 40 Minuten. Zitate wurden nicht verbreitet. Trotz der dürren Informationen machten Beobachter den Öko-Hinweis als Signal an die EU aus. Brüssel hatte im Gegenzug für milliardenschwere Corona-Hilfen mehr «grünen» Wandel von den Mitgliedern gefordert.

Meisten Posten gingen an Fünf-Sterne-Bewegung

Die Regierung des parteiunabhängigen Ökonomen Draghi stützt sich einerseits auf die Parteien der alten Mitte-Links-Regierung des gescheiterten Premiers Giuseppe Conte. Die meisten Posten gingen dabei an die populistische Fünf-Sterne-Bewegung.

Zudem sitzen grosse Teile der konservativ-rechten Opposition am Tisch. Hinzu kommen acht Experten aus Wirtschaft, Justiz und Wissenschaft. Die meisten von ihnen gelten als Vertraute Draghis oder des Staatschefs Sergio Mattarella.

Giuseppe Conte
Italiens neuer Ministerpräsident Mario Draghi (rechts) und der scheidende Ministerpräsident Giuseppe Conte während der Übergabezeremonie im Chigi-Palast in Rom. - keystone

Diese zwei Männer sollen die Regierung geformt haben. Die Parteispitzen konnten nach ihren eigenen Angaben höchstens Vorschläge machen. Nur die ultrarechten Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) haben eine klare Opposition in Rom angekündigt.

In der breiten Basis liegt Draghis Chance. Sie ist zugleich eine von mindestens fünf grossen Herausforderungen, die viele Medien ausgemacht haben: Der innere Zusammenhalt seines Teams gilt seit Bekanntgabe der Namen als Knackpunkt.

Weitere zentrale Baustellen sind: das Sichern der rund 209 Milliarden Euro aus dem EU-Wiederaufbaufonds, eine beschleunigte Corona-Impfkampagne, der Kampf gegen die Wirtschaftskrise und der gegen die drohende soziale Misere.

Grosser Zeitdruck

Bei vielen Sachthemen herrscht Zeitdruck. Rom soll die Pläne für den Einsatz der EU-Milliarden zum Corona-Wiederaufbau im April in Brüssel abliefern. Contes Vorgängerbündnis war im Streit über diese Hilfen geplatzt.

Coronavirus - Italien
Ein Mitarbeiter des italienischen Gesundheitswesens in Schutzanzug arbeitet an einem Kontrollpunkt in Mailand. - dpa

Der Plan hatte sich verzögert. Politiker und Experten warnten, dass Italien leer ausgehen könnte. Ex-Premier Matteo Renzi hatte die Koalition mit seiner Splitterpartei Italia Viva im Januar verlassen. Jetzt ist auch seine Partei wieder dabei - und setzt auf Draghis Neuausrichtung.

Die Wirtschaftsleistung des 60-Millionen-Einwohner-Landes war 2020 wegen der Pandemie um rund neun Prozent eingebrochen. Schnelles Handeln ist auch hier gefragt. Der Arbeitsmarkt steht trotz Stützungen auf der Kippe.

445'000 verlorene Arbeitsplätze in 2020

Nach Zahlen des Statistikamts Istat gingen 2020 fast 445'000 Arbeitsplätze verloren - mehr als 100'000 davon im Monat Dezember. Dabei hatte Rom 2020 einen Entlassungsstopp verfügt – der nicht beim Aus von Firmen gilt. Die Massnahme läuft im März aus, die Gewerkschaften warnen vor dem Platzen einer «sozialen Bombe».

Eine programmatische Rede Draghis ist für Mittwoch angekündigt. Dann soll der Neu-Politiker im Zwei-Kammern-Parlament um das Vertrauen der Abgeordneten und Senatoren werben.

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