Ein Jahr danach: EU hat Zeitumstellung noch nicht abgeschafft
Vor einem Jahr verkündete die EU das grosse Ende der Zeitumstellung. Doch diese scheint in weiter Ferne.
Das Wichtigste in Kürze
- 2018 sprachen sich iner grossen EU-Umfrage 84 Prozent gegen die Zeitumstellung aus.
- Mit großer Geste kündigte EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker die Abschaffung an.
- Ein Jahr später: Nichts ist passiert.
Im Herbst gewinnt man eine Stunde. Oder verliert man sie? Und an welchem Wochenende noch mal genau? Und in welche Richtung drehen wir den Zeiger? Die Zeitumstellung sorgt jedes Halbjahr wieder für Verwirrung und Unmut.
So sehr, dass die EU-Kommission 2018 eine Umfrage unter 4,6 Millionen EU-Bürgern durchführen liess. Das Ergebnis: 84 Prozent der Befragten wünschen sich eine Abschaffung der Zeitumstellung.
Mit viel Elan kündigte EU Kommissionschef Jean-Claude Juncker daraufhin letzten Sommer an: Die Zeitumstellung wird abgeschafft. Seither hört man von Brüssel her die Grillen zirpen. Nichts ist passiert.
Was Anfangs nach einem klaren Plan mit Rückenwind aussah, stellte sich bei näherer Betrachtung als komplizierte Angelegenheit heraus. Die 4,6 Millionen Teilnehmer entsprachen weniger als einem Prozent der EU-Bürger. Und: Drei der 4,6 Millionen stammen aus Deutschland. Eine breite demokratische Mehrheit sieht anders aus.
Die EU ist beschäftigt
In Brüssel heisst es, ein grosser Teil der EU-Staaten habe noch keine Position. Ausserdem schlug die Kommission in einem ersten Gesetzesentwurf lediglich die Abschaffung der Zeitumstellung vor.
Ob sich ein Land für die ewige Sommer- oder die ewige Winterzeit entscheidet, steht den Staaten frei. Um einen Zeit-Flickenteppich zu vermeiden, müssen sich die EU-Staaten also auf das eine oder andere einigen.
Für derartige Diskussionen hat die EU diesen Sommer aber keine Zeit: Ende Oktober wird nicht nur wieder an den Uhren gedreht, es droht auch ein ungeregelter Brexit. Ein Albtraum, aus dem die EU wohl gerne eine Stunde früher erwachen würde.