Spektakulärer Einbruch in Grünes Gewölbe in Dresden

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Deutschland,

Es geht um einen einmaligen Schatz, Brillanten und Diamanten aus dem 18. Jahrhundert: Mit dem Grünen Gewölbe in Dresden ist eines der bekanntesten Museen Deutschlands zur Zielscheibe von Einbrechern geworden. Nun wird das Sicherheitskonzept geprüft.

Von der Polizeidirektion Dresden herausgegebene undatierte Aufnahme eines Schmuckstücks aus dem Grünen Gewölbe. Foto: Grünes Gewölbe/Polizeidirektion Dresden/dpa
Von der Polizeidirektion Dresden herausgegebene undatierte Aufnahme eines Schmuckstücks aus dem Grünen Gewölbe. Foto: Grünes Gewölbe/Polizeidirektion Dresden/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einem der spektakulärsten Einbrüche der vergangenen Jahrzehnte haben in Dresden Unbekannte aus der berühmten Schatzkammer Grünes Gewölbe Kunstschätze von kaum messbarem Wert gestohlen.

Vermutlich zwei Täter stiegen am Montagmorgen über ein Fenster in das Residenzschloss in der Dresdner Altstadt ein. Die Kriminalpolizei veröffentlichte am Abend ein Überwachungsvideo, auf dem zwei Einbrecher zu sehen sind. Sie geht davon aus, dass weitere Täter beteiligt waren.

Bisher gibt es offiziell keine Spur von ihnen. Eine eilends einberufene Sonderkommission unter dem Titel «Epaulette» wurde am Nachmittag auf 20 Beamte verdoppelt. Auf dem Schwarz-Weiss-Film aus der Überwachungskamera im Juwelenzimmer ist zu sehen, wie zwei Männer mit Taschenlampen den Raum betreten. Einer von ihnen, mit einer Kapuze auf dem Kopf, schlägt mit einer Axt auf die Scheiben der Vitrine ein und versucht, sie aufzubrechen.

Die Täter hatten nach Polizeiangaben zuvor das Gitter eines Fensters durchtrennt, waren ins Juwelenzimmer gegangen und hatten dort zielsicher die Vitrine mit Brillant- und Diamantschmuck geplündert. «In Gänze dauerte die Tat nur wenige Minuten», hiess es am Abend im Polizeibericht. Die Täter seien im Pretiosensaal eingestiegen und durch das Wappenzimmer zum Tatort gegangen. «Sie müssen sich ausgekannt haben», sagte Museumsdirektor Dirk Syndram.

Unter den gestohlenen Stücken sind nach Angaben der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) einige der kostbarsten Stücke der Juwelensammlung aus dem 18. Jahrhundert. Dabei handelt es sich um prominente Kunstwerke der Diamantrosen- und Brillantgarnitur sowie des Brillantschmucks der Königinnen wie Kleinod und Bruststern des polnischen Weissen Adler-Ordens, die Grosse Brustschleife, eine Kette aus sächsischen Perlen, eine Epaulette (Schulterstück) und ein mit über 770 Diamanten besetzter Degen.

SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann sprach von einem «Staatsschatz». Die Schadenshöhe blieb zunächst unklar. Für die Schäden haftet der Freistaat, eine eigene Versicherung gibt es nicht. Am Abend wurde bekannt, dass nicht alle Teile der betroffenen Garnituren entwendet wurden. Nachdem der Tatort nochmal untersucht worden sei, sei klar, «dass zum Glück doch eine ganze Menge Objekte noch da sind», sagte Ackermann im rbb-Interview von radioeins.

Der Einbruch wurde am frühen Montagmorgen gemeldet. Um 04.59 Uhr hätten sie vom Sicherheitsdienst die Information bekommen, sagte der Dresdner Polizeipräsident Jörg Kubiessa. Kurz darauf wurde der erste Streifenwagen alarmiert, wenig später waren demnach alle 16 im Stadtgebiet verfügbaren Einsatzwagen mit der Fahndung beauftragt.

Geprüft wird ein möglicher Zusammenhang mit dem Brand eines Stromverteilers nahe der Augustusbrücke am frühen Montagmorgen. Dieser hatte für einen Stromausfall gesorgt. Dadurch fielen die Strassenlampen am Residenzschloss aus. «Es herrschte völlige Dunkelheit», so Lange.

Hinweisen zufolge flohen die Einbrecher mit einem Audi A6 vom Tatort. Ein solches Auto wurde später in einer Tiefgarage im Dresdner Stadtteil Pieschen in Brand gesteckt, nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Der Audi wird nun untersucht. Bereits zuvor hatte die Polizei nicht ausschliessen wollen, dass die Täter über die Autobahn die Flucht antraten. Die Autobahnauffahrt ist nur wenige Minuten entfernt. Die Bundespolizei wurde eingeschaltet.

Nach Angaben von SKD-Chefin Ackermann lässt sich der Wert des Diebesguts nicht beziffern. Sie könne das nicht «in einem Wert» auflösen. Die besondere Bedeutung liege weniger im Materialwert als in der Vollständigkeit des Ensembles. Ackermann hofft wie andere Experten, dass das Diebesgut aufgrund der «internationalen Bekanntheit» nicht auf dem Kunstmarkt verkauft werden kann. Andererseits zeigte sie sich besorgt, die Garnituren könnten zerstört und deren Steine einzeln veräussert werden.

Nach dem Einbruch soll nun das Sicherheitskonzept überprüft werden. Die Räume des Grünen Gewölbes galten bis dato als streng gesichert.

Laut Ackermann hat das Sicherheitspersonal die Verdächtigen auf der Videoüberwachung gesehen und die Polizei verständigt. Das Personal sei nicht bewaffnet. Weltweit ist es Ackermann zufolge üblich, dass sich die Mitarbeiter in solchen Fällen keiner Gefahr aussetzen und die Polizei informieren.

Auch Polizeipräsident Kubiessa kündigte an, das Sicherheitskonzept auf den Prüfstand zu stellen. Aber dazu müsse man erstmal wissen, was passiert sei, sagte er. Die Dresdner Polizei nahm nach eigenen Angaben Kontakt zu Ermittlern in Berlin auf, um zu sehen, «was gibt es für ähnliche Tatmuster», sagte der Leiter der Kriminalpolizei, Lange. In Berlin hatten Unbekannte im Frühjahr 2017 im Bodemuseum eine 100 Kilogramm schwere Goldmünze gestohlen.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) nannte den Einbruch schockierend. «Angesichts generalstabsmässig organisierter, hochkrimineller Täter ist der noch stärkere Schutz unserer Museen und Kultureinrichtungen eine Aufgabe von höchster Priorität.» Bei RTL betonte sie, es gehe um «Stücke von hoher nationaler identitätsstiftender Wirkung». Grütters fügte hinzu: «Wir hoffen, dass sie Deutschland nicht verlassen, und müssen dann weitersehen.»

Auch Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) zeigte sich entsetzt: «Nicht nur die Staatlichen Kunstsammlungen wurden bestohlen, sondern wir Sachsen», sagte er. Die Werte im Grünen Gewölbe seien von den Menschen im Freistaat Sachsen über viele Jahrhunderte hart erarbeitet worden. «Man kann die Geschichte unseres Landes, unseres Freistaates nicht verstehen ohne das Grüne Gewölbe und die Staatlichen Kunstsammlungen Sachsens.»

Der Raub der Juwelen erinnert viele Dresdner an einen ähnlichen Coup im Jahr 1977. Damals wurde der Sophienschatz aus dem Dresdner Stadtmuseum gestohlen. Teile davon sind bis heute verschollen.

Sachsens Kurfürst August der Starke (1670-1733) liess die Schatzkammer zwischen 1723 und 1730 anlegen. Heute wird sie in zwei Abteilungen präsentiert. Der historische Teil befindet sich im Erdgeschoss des Residenzschlosses in den authentisch wiederhergestellten Räume der Sammlung. Eine Etage weiter oben zeigt das Neue Grüne Gewölbe besondere Einzelstücke. Nach dem Einbruch kann das Residenzschloss eventuell am Mittwoch wieder geöffnet werden.

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