Entscheidung über Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete erwartet
Die Kapitänin Rackete hat die Nacht erneut im Hausarrest verbracht, auch wenn dieser nun aufgehoben werden sollte. Die Wirren um die 31-Jährige haben kein Ende.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Wochenende wurde die Kapitänin Carola Rackete (31) auf Lampedusa (I) verhaftet.
- Sie hatte mit dem Schiff «Sea-Watch-3» 40 Flüchtlinge an Bord nach Lampedusa mitgenommen.
- Heute Dienstag wird eine Entscheidung des Ermittlungsrichters erwartet.
Im Fall der Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete wird heute Dienstag eine Entscheidung des Ermittlungsrichters erwartet. Nach einer etwa dreistündigen Vernehmung am Montag war offen geblieben, ob die 31-Jährige auf freien Fuss gesetzt oder Haftbefehl für sie erlassen wird. Rackete verbrachte eine weitere Nacht im Hausarrest. Unterdessen wurden Details zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft gegen die Deutsche bekannt.
Rackete hatte vergangene Woche das Rettungsschiff «Sea-Watch 3» mit mehr als 40 Migranten an Bord unerlaubt in die italienischen Hoheitsgewässer gesteuert. In der Nacht auf Samstag fuhr sie – ebenfalls trotz eines Verbots – in den Hafen der sizilianischen Insel Lampedusa. Sie rechtfertigte ihre Entscheidung mit der verzweifelten Lage an Bord.
Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch hatte am 12. Juni insgesamt 53 Migranten vor Libyen gerettet. Aus gesundheitlichen und humanitären Gründen hatten schon 13 Migranten frühzeitig von Bord gehen können. Das Schiff aber bekam keine Anlegeerlaubnis.
Staatsanwalt: «Es gab keine Notlage»
Die Staatsanwaltschaft wirft Rackete nun Widerstand gegen ein Militärschiff und Vollstreckungsbeamte vor. Rackete hatte sich nicht nur über Anweisungen hinweggesetzt. Das Schiff hatte beim Einlaufen in Lampedusa ein Boot der Finanzpolizei touchiert. Zudem wird gegen Rackete wegen Beihilfe zur illegalen Migration ermittelt. «Es gab keine Notlage», sagte der Staatsanwalt Luigi Patronaggio am Montagabend. Sea-Watch habe auch ausserhalb des Hafens ärztliche Hilfe bekommen.
Ermittelt wird laut Patronaggio nun auch, ob der Rettungseinsatz unweit der libyschen Such- und Rettungszone notwendig war. «Wir werden die konkreten Methoden zur Durchführung der Rettung prüfen, das heisst, ob es Kontakt zwischen Menschenhändlern und der Sea-Watch gab», erklärte Patronaggio. Es solle also geprüft werden, ob es eine «Rettungsaktion im Meer oder eine verabredete Aktion» war.
Der italienische Innenminister Matteo Salvini bezeichnet Seenotretter immer wieder als Komplizen der Schmuggler, die Migranten auf die gefährliche Fahrt ins Mittelmeer schicken. Er will die Hilfsorganisationen komplett aus dem Mittelmeer verbannen. Die Regierung aus rechter Lega und populistischer Fünf-Sterne-Bewegung fährt seit einem Jahr einen harten Anti-Migrations-Kurs.
Sea-Watch-Kapitänin erhält riesige Solidarität
In Deutschland hat die Festnahme von Rackete eine Welle der Solidarität ausgelöst. Mehr als eine Million Euro an Spenden wurden hier und in Italien für Sea-Watch gesammelt. Selbst Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte sich in die Sache eingeschaltet und Italien wegen der Festnahme kritisiert.