Verhaftete Sea-Watch-Kapitänin erhält riesige Solidarität
Der Seenotretterin Carola Rackete drohen bis zu zehn Jahre Haft. Über 100'000 Personen unterschrieben bereits eine Petition, die ihre Freilassung fordert.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Samstag sitzt die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete auf Lampedusa in Haft.
- Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf haben rund 835'00 Franken für sie gesammelt.
- In einer Online-Petition fordern rund 100'000 Personen ihre Freilassung.
Sie rettete 53 Menschen das Leben – und wird wie eine Kriminelle behandelt. Doch Carola Rackete, die seit Samstagmorgen unter Hausarrest stehende Kapitänin der Sea Watch 3, erhält auch viel Unterstützung.
Vor allem aus ihrem Heimatland Deutschland kriegt die 31-Jährige Schützenhilfe: Die Fernsehmoderatoren Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf riefen auf Twitter zum Spenden auf.
Für den Fall, dass die italienischen Behörden Carola Rackete, die Kapitänin der SeaWatch 3, strafrechtlich verfolgen, werden wir, wie im letzten Jahr, Geld für die anfallenden Rechtskosten und Ausgaben der Lebensretter sammeln und spenden. ❤️😘
— klaas heufer-umlauf (@damitdasklaas) June 28, 2019
LG, @damitdasklaas & @janboehm
Bis heute Montagmorgen brachte die Spendenaktion knapp 750'000 Euro (rund 835'000 Franken) zusammen. «Unterstützen wir gemeinsam die inhaftierte Kapitänin Carola Rackete, die Crew der ‹SeaWatch 3› und die private Seenotrettung im Mittelmeer, mit dem, was wir in Deutschland am allermeisten haben: mit Geld», heisst es in dem Schreiben zum Spendenaufruf.
Ähnliches schreiben auch die Urheber einer italienischen Spendenaktion, die bisher rund 450'000 Franken sammeln konnten. Damit liegt der Spendenbetrag für Carole Rackete schon bei fast 1,3 Millionen.
«Wer Menschenleben rettet, ist kein Verbrecher!»
Die Spendenaktion ist aber nicht nur als finanzielles Auffangnetz für die Retter gedacht. Sie soll auch ein Zeichen setzen. Eines der Hauptziele ist es, ganz Europa klar zu machen: «Wer Menschenleben rettet, ist kein Verbrecher!» Und damit auch die deutsche Kapitänin.
Mit genügend sozialem Druck wollen ihre Unterstützer die Entlassung Racketes aus der Haft erreichen. Und so finden sich in den sozialen Medien Hunderte Tweets, die mit dem Hashtag «Free Carole Rackete» die Freilassung der Deutschen verlangen.
Gleiches Ziel haben auch privat gestartete Petitionen. So lancierte ein Mann aus Rackete's Heimat Kiel eine Online-Petition, welche innert zwei Tagen rund 100'000 Personen unterschrieben.
https://t.co/FE1ZSVetXw
— ChristianZ (@Hoppel1986) June 29, 2019
Menschen einsperren, weil sie andere vor dem Tod retten? Kann es das sein? Ist es das, was Europa heute sein will? Sind wir nicht inzwischen viel weiter?#CarolaRackete #SeaWatch3 #SeaWatch #rackete #Lampedusa #HumanRights #menschenrechte pic.twitter.com/H1663bdbeI
Für das internationale Bündnis «Seebrücke» geht der virale Protest aber noch nicht weit genug. Sie wollen die «praktische Solidarität» auf deutschen Strasse sehen und rufen nächsten Samstag zu einer deutschlandweiten Demonstration auf.
Spenden ist super, aber wir müssen auch praktische #Solidarität auf die Straße bringen. Schließt euch am 06.07 bundesweiten Demonstrationen zu #freeCarola und #NotstandderMenschlichkeit! In eurer Stadt gibt es keine Aktion oder Demonstration? Startet doch selber eine! #Seebrücke https://t.co/oqHcJDmInR
— Seebrücke (@_Seebruecke_) July 1, 2019