Europa: Extreme Dürre alle 20 Jahre zu erwarten
Der heisse Sommer dieses Jahr soll keine Ausnahme bleiben: Durch den Klimawandel ist laut einer Studie alle 20 Jahre mit einer extremen Dürre zu rechnen.
Das Wichtigste in Kürze
- Wir müssen durch die Erderwärmung laut einer Studie alle 20 Jahre mit einer Dürre rechnen.
- Der diesjährige Sommer war der heisseste, der je gemessen wurde.
- Die Dürre in Europa forderte circa 24'000 Hitzetote.
Die Folgen den Klimawandels haben sich diesen Sommer gezeigt – und das soll keine Ausnahme bleiben. In West- und Mitteleuropa muss laut einer Studie all 20 Jahre mit einer Dürre gerechnet werden. Auch wenn sich die Erde nicht weiter erwärmt.
20 internationale Forscherinnen und Forschern kamen zu diesem Schluss. Unter anderem haben sie Wetterdaten aus der vorindustriellen Zeit mit denen von heute verglichen.
In West- und Mitteleuropa sind Dürren nach etwa 1,2 Grad menschengemachter Erderhitzung mindestens drei- bis viermal wahrscheinlicher geworden. Dies geht aus der Untersuchung hervor, die von der Initiative World Weather Attribution veröffentlicht wurde. Ohne Erderwärmung wäre eine Dürre wie in diesem Jahr in Europa nur alle 60 bis 80 Jahre zu erwarten gewesen.
Landwirtschaftliche und ökologische Dürre
Das besondere Augenmerk der Forscher lag auf der Trockenheit von Böden in den Monaten Juni, Juli und August dieses Jahres. Sie betrachteten dabei den ersten Meter unter der Erdoberfläche, der für die Wasserversorgung von Pflanzen besonders wichtig ist. Ist dieser ausgetrocknet, sprechen Fachleute demnach von einer landwirtschaftlichen und ökologischen Dürre.
Die Forscher können belegen, dass durch den Klimawandel verursachte höhere Temperaturen zu den weit verbreiteten Dürren im Sommer geführt haben. «In Europa haben Dürren zu geringeren Ernten geführt.» Dies sagte die deutsche Klimaforscherin Friederike Otto vom Imperial College London laut einer Mitteilung.
«Das war besonders deshalb besorgniserregend, da die Dürren auf Hitzewellen im Süden Asiens folgten, die auch Getreideernten zerstört haben. Dies zu einer Zeit, in der die Lebensmittelpreise aufgrund des Krieges in der Ukraine ohnehin extrem hoch waren.»
Heissester Sommer, der je gemessen wurde
Nach Angaben der Forscherinnen und Forscher war der diesjährige Sommer einer der heissesten jemals gemessenen in Europa. Mit insgesamt mehr als 24'000 verzeichneten Hitzetoten.
Trotz der Fortschritte in der Forschung schwierig sei, exakt zu bemessen, welchen Anteil die Erderhitzung für ein einzelnes Dürre hat. Darauf weisen die Wissenschaftler hin.
Das liegt auch daran, dass die Trockenheit des Bodens schwieriger zu messen und zu berechnen ist als Temperaturen und Niederschläge. Daher seien die Ergebnisse der Studie extra konservativ angesetzt. Das bedeutet: Der tatsächliche Einfluss des menschengemachten Klimawandels ist den Forschern zufolge mutmasslich noch höher.
Keine fossilen Brennstoffe verbrennen
Neben West- und Mitteleuropa schauten sich die Forscher auch die Zunahme von Dürren auf der gesamten Nordhalbkugel der Erde an. Dabei kamen sie zu noch drastischeren Ergebnissen. Dort hat sich die Wahrscheinlichkeit eines Dürresommers wie in diesem Jahr sogar verzwanzigfacht. Während heute alle 20 Jahre mit Dürren zu rechnen sei, kämen sie ohne menschengemachten Klimawandel nur alle 400 Jahre vor.
Die Ergebnisse für die nördliche Hemisphäre sowie West- und Mitteleuropa wegen der unterschiedlichen Fläche nicht direkt miteinander verglichen werden können. Darauf weisen allerdings die Forscher hin.
«Wir müssen damit aufhören, fossile Brennstoffe zu verbrennen, wenn wir das Klima stabilisieren und eine Verschlimmerung dieser Dürreereignisse vermeiden wollen». Dies sagte Sonia Seneviratne, eine beteiligte Forscherin der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, der Mitteilung zufolge. Mit jeder weiteren Zunahme der Erderwärmung würden Dürren häufiger und intensiver.