Europa: Herausforderungen bei der Aufrüstung wegen Russland
Die Ukraine-Krise treibt Europa zu verstärkten Rüstungsinvestitionen – doch Schwierigkeiten bei Beschaffung und Fachkräftemangel bleiben.

Seit über drei Jahren tobt der Krieg in der Ukraine, doch erst die mögliche Abkehr der USA hat Europa alarmiert.
Viele Länder erhöhen ihre Verteidigungsbudgets, und die EU plant, fast eine Billion Euro für Rüstung zu mobilisieren. Darüber berichtet «t-online».
Europa: Aufrüstungs-Bedarf
Experten betonen, dass Geld allein die Probleme nicht lösen wird. Bis Ende des Jahrzehnts soll Europa in der Lage sein, einen grossen Krieg gegen Russland zu führen.

Das mahnt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die Zeit der Massenheere des Kalten Krieges ist vorbei.
Panzer weiterhin nötig
«Kampfpanzer wird man zwar auch in Zukunft brauchen, um ein Territorium zu besetzen». Das erklärt Rüstungsexperte Michael Brzoska von der Uni Hamburg gegenüber «t-online».
Allerdings haben sich Panzer im Ukraine-Krieg als anfällig für Drohnenangriffe erwiesen. Auch Artilleriegeschütze werden in geringerem Umfang benötigt, da Kamikazedrohnen Aufgaben übernehmen.
Drohnen und Flugabwehr im Fokus
Kampfflugzeuge bleiben relevant, da sie weniger verwundbar als Drohnen sind. Deutsche Firmen könnten die Automatisierung auf dem Schlachtfeld vorantreiben, so Brzoska.

Europa benötigt Flugabwehrgeschütze, Raketen und Marschflugkörper wie den Taurus, um Russland standzuhalten. Offensiven Raketenarsenalen sollte jedoch mit Bedacht aufgebaut werden.
Abhängigkeit von den USA?
Nachdem die USA kurzzeitig Geheimdienstinformationen für die Ukraine einstellten, wächst das Misstrauen. Einige Nato-Länder ziehen Alternativen zu US-Kampfflugzeugen in Betracht.
Michael Brzoska hält diese Sorge für übertrieben. «Die USA beliefern seit Jahrzehnten alle möglichen Länder mit Waffen und sind dabei nicht als unzuverlässig aufgefallen», argumentiert er.
Deutschland hat ebenfalls F-35 in den USA bestellt. Ein erzwungener Verzicht auf US-Komponenten könnte zu Problemen führen.
Beschaffung und Fachkräfte-Mangel
Bei der Beschaffung müssen komplizierte Systeme vermieden werden. Reformen haben bereits dazu beigetragen, günstigere Waffen zu kaufen, wie «t-online» berichtet.

Ein weiteres Problem sieht Brzoska in den Begehrlichkeiten von Abgeordneten mit Rüstungsbetrieben im Wahlkreis. Reformen im Bewilligungsausschuss des Bundestags seien nötig.
Auch die Beschaffung auf europäischer Ebene birgt Herausforderungen. Frankreich drängt auf den Kauf von Waffen innerhalb der EU, doch Grossbritannien sollte nicht ausgeschlossen werden.
Beschaffungsamt und Personalmangel
Die Kritik am Beschaffungsamt der Bundeswehr hält Brzoska für unangemessen. Das Amt sei unterbesetzt und habe komplexe Aufgaben zu erfüllen.
Personalberaterin Eva Brückner warnt vor einem Fachkräftemangel in der Rüstungsindustrie. Brzoska ist zuversichtlich, dass die Industrie das Problem lösen kann.
Ingenieure und IT-Experten werden vor allem benötigt. Beschäftigte aus der Autoindustrie könnten in die Rüstungsindustrie wechseln.