Ex-Regierungschef des Kosovo schweigt vor Gericht in Den Haag
Der ehemalige kosovarische Regierungschef Ramush Haradinaj hat vor dem Sondergericht zur Ahndung von Kriegsverbrechen während des Kosovo-Krieges die Aussage verweigert.
Das Wichtigste in Kürze
- Haradinaj wegen Kriegsverbrechen unter Verdacht.
«Ich habe von meinem Recht zu schweigen Gebrauch gemacht», sagte Haradinaj am Mittwoch vor Journalisten in Den Haag. Er sei als Verdächtiger der Vorladung des Haager Gerichts gefolgt.
Die Richter hätten sich mit seiner Rolle zur Zeit des Kosovo-Kriegs beschäftigt, ihm jedoch keine konkreten Informationen zu seiner Vorladung gegeben, sagte Haradinaj. Zugleich betonte er, er habe «jederzeit im Einklang mit dem Recht gehandelt».
Haradinaj verliess gemeinsam mit dem ehemaligen Parlamentspräsidenten und Sprecher der Rebellenorganisation UCK, Jakup Krasniqi, das Gericht. Ob Krasniqi dort als Zeuge oder Verdächtiger erschien, war zunächst unklar. Haradinaj war nach der Vorladung durch das Gericht am vergangenen Freitag von seinem Amt als kosovarischer Regierungschef zurückgetreten.
Während des Kosovo-Krieges in den Jahren 1998 und 1999 war Haradinaj Befehlshaber der UCK. Die serbischen Behörden werfen ihm Verbrechen an der serbischen Zivilbevölkerung während des Krieges vor.
Kosovarische Medien berichteten, womöglich würden noch im Jahresverlauf erste Anklagen erhoben werden. Dabei gibt es Spekulationen, dass Haradinaj sowie Präsident Hashim Thaci und Parlamentspräsident Kadri Veseli angeklagt werden könnten.
Das Kosovo hatte 2008 einseitig seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Serbien betrachtet das Kosovo dagegen nach wie vor als seine Provinz. Im Kosovo-Krieg waren mehr als 13.000 Menschen ums Leben gekommen.