Experte: Nicht undenkbar, dass es ein Trick war
Ein Experte hält es für denkbar, dass der Aufstand Prigoschins ein Trick war, um das Kriegsrecht auszurufen. Andere Kenner aber widersprechen ihm.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Experte findet es denkbar, dass Prigoschins Aufstand ein abgesprochener Trick war.
- Ein weiterer widerspricht, die Einnahme Rostows lässt Putin schwach aussehen.
- Er hält es für möglich, dass es in einigen Tagen weiter geht.
So schnell wie alles begonnen hatte, war es auch wieder vorbei: Am späten Samstagabend kündigte Jewgeni Prigoschin den Rückzug seiner Wagner-Söldner an. Der Marsch auf das völlig abgeriegelte Moskau wurde abgebrochen, auch aus Rostow zogen sie sich zurück.
Er hätte nicht mit dem Rückzug gerechnet, sagt der ehemalige deutsche Oberst Ralph Thiele bei «n-tv». Doch Prigoschin habe guten Grund dafür gehabt: «Russland hat die Mittel, jedes Kampffahrzeug mit einem präzisen Schuss in einen Trümmerhaufen zu verwandeln.» Der Marsch auf Moskau sei leichtfertig gewesen und hätte in einem Gemetzel enden können. Dies habe Kremlchef Wladimir Putin Prigoschin wohl klargemacht.
Bevor bekannt war, dass Prigoschin nach Belarus gehen wird, sagte Thiele, er könne sich nicht vorstellen, dass er ungeschoren davonkomme. Der Wagner-Chef werde wohl bald festgenommen, und dann rechne er mit einem «Unfall».
Prigoschin könnte einzig unbestraft bleiben, wenn «ein Trick dahintersteckt», so der Experte. So könnte der Putschversuch orchestriert worden sein, um nun das Kriegsrecht auszurufen. Damit könnten wesentlich mehr Ressourcen gegen die Ukraine aufgestellt werden. «Es ist nicht undenkbar, dass es ein Trick war.»
Militärökonom Marcus Keupp schliesst gegenüber «ZDF» aber aus, dass der Vormarsch orchestriert und abgesprochen war: «Allein die Tatsache, dass Prigoschin einfach in Rostow am Don reingehen konnte, lässt Putin unglaublich schwach aussehen.»
Experte: Machtsystem Putin heute viel instabiler
Auch Russland-Experte Alexey Yusupov sagt bei «n-tv», dass mit der offenen Konfrontation «maximaler Schaden am Machtsystem Putin» entstanden sei. Es schien einige Zeit so, als ob es in Südrussland kein Machtmonopol mehr gebe. Und dieser Eindruck werde so schnell nicht weggehen. «Das Machtsystem Putin ist heute viel instabiler als vor dem Putschversuch.»
Wie es nun nach dem abgebrochenen Aufstand von Jewgeni Prigoschin und den Wagner-Söldnern weitergeht, ist offen. Marcus Keupp äussert eine Vermutung: Es sei möglich, dass sich der Söldner-Chef nur zum Schein auf den Deal eingelassen habe. Möglicherweise hat er seine Truppen im Gelände verstreut, festigt sich neu und «in ein paar Tagen geht es weiter».