Experte: Trump bereit, Putins Erfüllungsgehilfe zu sein
Nach dem Gespräch von Trump und Putin sagen Experten, der Kremlchef spiele auf Zeit. Er stimme einer Waffenruhe nur zu, wenn sie die Ukraine schwäche.

Das Wichtigste in Kürze
- Beim Gespräch mit Donald Trump stimmt Wladimir Putin nur einer begrenzten Waffenruhe zu.
- Einer allgemeinen werde er nur akzeptieren, wenn sie die Ukraine schwäche, so ein Experte.
- Der Kremlchef beharre auf seinem Ziel, über die Zukunft der Ukraine zu entscheiden.
Zwei Stunden lang telefonierten Donald Trump und Wladimir Putin. Der russische Präsident stimmte einer allgemeinen Waffenruhe nicht zu, jedoch einer Feuerpause auf Energieanlagen. Der weitere Weg zum Frieden beginne mit einer Waffenruhe auf kritische Infrastruktur, so das Weisse Haus. Es betont, dass man auch die bilateralen Beziehungen wieder verbessern wollen.
Für Rafael Loss, Sicherheitsexperte beim Thinktank European Council on Foreign Relations, ist klar: «Putin spielt auf Zeit», sagt er gegenüber der Tagesschau von ARD. Da es Russland an der Front trotz «horrender Verluste» gut laufe, mache ein Waffenstillstand keinen Sinn. Ausser die Ukraine könnte damit auf anderem Weg geschwächt werden.
Aus diesem Grund habe Putin dem Vorschlag einer 30-tägigen Waffenruhe «eine klare Absage erteilt». Der Kremlchef stellte im Gespräch weitere Bedingungen dafür: Die Ukraine dürfe keine Waffenlieferungen oder nachrichtendienstliche Informationen mehr erhalten. «Das würde die Ukraine einem nächsten Angriff Russlands schutzlos ausliefern», so Loss.
Sicherheitsexperte Carlo Masala von der Bundeswehr-Universität sagt bei «Focus», dass «Putin Trump etwas gibt, was in Russlands Interesse sei.» Er gebe ihm weniger, als was der Amerikaner der Ukraine zuvor aufgezwungen habe. Ein beidseitiger Stopp der Angriff auf kritische Infrastruktur und Energieanlagen würde Russland sehr nützen, denn: «Darin war die Ukraine zuletzt besonders erfolgreich.»
Experte: Selenskyj muss Minimalangebot zustimmen
Wolodymyr Selenskyj begrüsste die vorgeschlagene Feuerpause auf Energieanlagen und erklärte sich dazu bereit. Masala sagt, der ukrainische Präsident müsse dem Minimalangebot zustimmen, auch wenn es seinem Land nicht nütze. Denn sonst müsse er erneut mit der Einstellung der Weitergabe von Geheimdienst-Informationen und der Waffenlieferungen durch die USA rechnen.
Ein wichtiger Punkt in den Erklärungen aus dem Kreml und dem Weissen Haus ist die Normalisierung der bilateralen Beziehungen. Die beiden Präsidenten hätten sich darauf geeinigt, darauf hinzuarbeiten. Masala sagt: «Trump ist eine Normalisierung der Beziehungen zu Russland wichtiger, als etwas für die Ukraine zu erreichen.»

Auch Experte Loss sagt, die Ukraine und Europa blieben aussen vor. «Sie scheinen primär als Hindernis für die Normalisierung der amerikanisch-russischen Beziehungen gesehen zu werden.» Zudem geht er davon aus, dass Putin mit der Bilateralisierung der Gespräche die US-Regierung als Hebel gegen Europa einsetzen wolle.
«Trump hat russische Perspektive übernommen»
So fänden sich in der russischen Erklärung Hinweise auf eine «weitergehende Agenda». Diese würde die europäische Sicherheitsordnung und damit die Sicherheit sowie den Wohlstand direkt betreffen. «Russland versucht ein Format zu etablieren, um bilateral mit den Amerikanern über eine Aufteilung Europas in Interessenssphären zu entscheiden.»
Die amerikanische Erklärung auf der anderen Seite mache etwas deutlich: «Die USA unter Trump haben weitgehend die russische Perspektive auf den Krieg übernommen.» Es werde so dargestellt, dass Russland und die Ukraine mehr oder weniger aus Versehen in den Krieg gestolpert seien. Für die weiteren Gespräche lasse dies «nichts Gutes erahnen».
Nach dem Telefonat nennt es Donald Trump «sehr gut und produktiv». Er betont erneut, dass der Krieg mit ihm als Präsidenten «nie angefangen hätte».
Auch der Kreml wiederholt in seiner Erklärung etwas, was er schon seit langem sagt: Er halte an den ursprünglichen Kriegszielen fest. Für Loss steht fest: Russland will weiterhin «über die Zukunft der Ukraine als Staat und Nation entscheiden».
Wenn dies militärisch nicht erreichbar sei, dann eben über Verhandlungen, so Loss gegenüber der Tagesschau von ARD. «Und Donald Trump schickt sich an, Putins Erfüllungsgehilfe zu werden.» Unter anderem sei der Amerikaner bereit, Russland durch die Idee eines amerikanisch-russischen Eishockeyspiels aus der weltsportlichen Isolation zu holen.