Experte warnt: Vier-Tage-Woche führt zu Wirtschaftskrise
Mehr Freizeit und trotzdem keine Lohneinbussen: Die Idee der Vier-Tage-Woche klingt verlockend – birgt aber laut Ökonomen auch Gefahren.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Vier-Tage-Woche erhitzt die Gemüter.
- Befürworter weisen auf die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit hin.
- Kritiker warnen, dass die Vier-Tage-Woche eine Gefahr für die Wirtschaft darstellt.
Ist die Vier-Tage-Woche das Modell der Zukunft? Dieser Frage widmete sich am Dienstagabend ZDF-Talkmaster Markus Lanz.
Katharina Stolla, die Chefin der Grünen Jugend, forderte in der Sendung, die Arbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche abzusenken. In einem zweiten Schritt sollen die Deutschen sogar nur noch 20 Stunden arbeiten!
Laut dem Statistischen Bundesamt liegt die Wochenarbeitszeit für Vollzeitbeschäftige in Deutschland bei 40,4 Stunden pro Woche.
Stolla erklärte, dass zu viel Arbeit krankmache. «Ein Drittel der Jungen hat Depressionen, Corona hat uns die Jugend genommen, Teuerungskrise. Junge Leute fragen sich, wie sie ihr Leben finanzieren», sagte sie.
Wirtschaftsleistung geht um einen Fünftel zurück
Holger Schäfer vom Institut der deutschen Wirtschaft hält nichts von den grünen Plänen. In der «Bild»-Zeitung warnt er: «Wenn wir freiwillig weniger arbeiten, führen wir freiwillig eine Wirtschaftskrise herbei.»
Parallel zur Arbeitsleistung sinke unweigerlich auch die Wirtschaftsleistung. Bei einer Vier-Tage-Woche geht diese laut Schäfer um einen Fünftel zurück.
Um 800 Milliarden Euro (rund 765 Milliarden Franken) würde die deutsche Wirtschaft folglich einbrechen. Dies unter der Annahme, dass die Produktivität gleich bleibt.
Clemens Fuest vom Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung fügt an, dass durch die Senkung der Arbeitszeit unweigerlich die Einkommen fallen würden. «Und Sozialleistungen müssen gekürzt werden, weil die Einnahmen der sozialen Sicherungssysteme und die Steuereinnahmen sinken.»
Nur das gewerkschaftsnahe Institut WSI findet Sympathien für die Vier-Tage-Woche. Direktorin Bettina Kohlrausch sagt, der Vorschlag erlaube Eltern «grössere Spielräume für eine faire Verteilung der Sorgearbeit». Mütter hätten dadurch die Möglichkeit, mehr Erwerbsarbeit zu leisten.
Briten-Studie zeigt positive Auswirkungen
Studien zeigen, dass eine kürzere Arbeitszeit nicht unbedingt negative Auswirkungen haben muss. In Grossbritannien reduzierten 61 Unternehmen die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter um 20 Prozent bei vollem Lohn. Mit dem Rückgang der Anzahl Fehltage und höheren Einnahmen ohne einen Verlust an Produktivität war das Ergebnis positiv.
In der Schweiz gehen Firmen zögerlich mit einer Reduktion der Arbeitszeit um. Bislang hat keines der grossen Unternehmen diese eingeführt.
Dafür machen kleinere Betriebe erste Erfahrungen. Der Aargauer Handwerker-Betrieb Dobler-Bautenschutz führte etwa die Vier-Tage-Woche im vergangenen Sommer ein und machte überwiegend positive Erfahrungen.
In diesem Fall dauern die Schichten allerdings – anders von den deutschen Grünen gefordert – eine Stunde länger.