Experten empfehlen Abriss von berühmtem Silo am Beiruter Hafen nach Explosion
Die bei der gewaltigen Explosion im Beiruter Hafen im vergangenen August beschädigten Getreidesilos müssen einem Bericht zufolge teilweise abgerissen werden, um einen Einsturz zu verhindern.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Firma empfiehlt Neubau an anderer Stelle.
Das Bauwerk sei instabil und die tragenden Betonpfosten schwer beschädigt, erklärte die Schweizer Firma Amann Engineering in einem am Montag veröffentlichten Bericht. Das Unternehmen, das das Gebäude mit Laser-Technologie untersucht hatte, bezeichnete den am stärksten beschädigten Teil der Silos als «instabile Struktur» und empfahl einen Neubau an anderer Stelle.
Der libanesische Wirtschaftsminister des Raul Nehme hatte im November bereits den Abriss der Silo-Ruine angekündigt. Bisher haben die Behörden aber noch nicht mit den Arbeiten begonnen.
Der imposante 48 Meter hohe Bau, der zuvor mehr als 100'000 Tonnen Getreide speichern konnte, ist zum Symbol der gewaltigen Explosion geworden, die Beirut am 4. August 2020 erschütterte. Das Bauwerk hatte einen Teil der Explosionswelle absorbiert. «So sehr die Struktur symbolträchtig ist, die Fakten zeigen, dass es keine Möglichkeit gibt, die Sicherheit auch nur mittelfristig zu gewährleisten, wenn der Nordblock bleibt, wie er ist», warnt das Schweizer Unternehmen in seinem Bericht.
Derzeit neige sich die Ruine des Gebäudes mit einer Rate von zwei Millimetern pro Tag, was dem Bericht zufolge «sehr viel» ist. «Zum Vergleich: Der Turm von Pisa in Italien neigte sich um etwa fünf Millimeter pro Jahr, bis er stabilisiert wurde», schreiben die Experten.
Bei der Katastrophe wurden mehr als 200 Menschen getötet, mindestens 6500 weitere verletzt und weite Teile der Stadt verwüstet. Explodiert waren rund 2750 Tonnen Ammoniumnitrat, das jahrelang ungesichert im Hafen lagerte.